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3.8.2005

Übersicht Tour Sommer 2005

5.8.2005

Donnerstag, 4.8.2005 – 4. Etappe

Tageskilometer: 62, davon 15 MTB Tageshöhenmeter: 1.795 Tagessattelstunden: 7:31
Tourkilometer: 254 Tourhöhenmeter: 3.995 Toursattelstunden: 17:44
Route: Reiserad: Guttannen – Grimselpass (2.165) – Oberaarstraße – Ulrichen
MTB: Oberhalb Ulrichen
Wetter: Schön, auf der Grimselpasshöhe Wolken, im Goms starker Wind
Frühstücksbuffet, mal eine Abwechslung. Und das Wetter war auch schön, zwar noch einige Wolken, die am Grimselpass hingen, aber längst nicht so schlimm wie die letzten Tage. Und: trocken. Dann konnte es also losgehen. Ein letzter Blick zurück auf Guttannen, und schon kam die erste Steigung. Immer mehr bestimmt der glatten, kalte Aaregranit die Szenerie. Ein paar Serpentinen lockerten die Fahrt auf, dann erreichte ich das Hotel Handeck. jetzt hätte ich mit der steilsten Standseilbahn der Welt zum Gelmersee fahren können: 106 Prozent Steigung – ich begnügte mich dann doch mit einem Zehntel, denn nun kam eines der steileren Stücke des Passes. Die Passstraße führt nach eine Serpentine durch einen lange Tunnel, Radfahrer werden außenrum geleitet, auf der alten Straße. Zum Glück, denn die ist definitiv schöner.
Rückblick
Blick zurück auf Guttannen
Alte Straße
Tunnelumgehung auf alter Straße
Nun folgt eine Landschaft, in die der Mensch sehr stark eingegriffen hat. Kohle gibt es nicht in der Schweiz (also, Braun- oder Steinkohle meine ich, ansonsten gibt es die natürlich schon), Erdöl auch nicht. Der einzige relevante Rohstoff ist das Wasser, fast 60 Prozent der schweizer Stromproduktion kommt aus der Wasserkraft. Die Kraftwerke Oberhasli (KWO) sind der wichtigste Arbeitgeber der Region, und ihre Bauwerke haben die Landschaft nachhaltig verändert. Wasserkraft ist eine "saubere" Energie, andererseits verursacht die Errichtung von Wasserkraftwerden enorme Eingriffe in die Natur, daher sind geplante Maßnahmen meist stark umstritten. Weitere Informationen auf den Seiten der KWO (www.grimselstrom.ch) und die Gegenpositionen z. B. beim Grimselverein (www.grimselverein.ch). Die erste Staumauer erreichte ich bald nach der Tunnelumgehung, ein mächtiger Anblick von unten – mit einem "Farbklecks" in der Mitte: Kunst an der Mauer, das angeblich größte von Menschenhand gemalte Bild (www.melisande.ch).
Staumauer
Mauer des Räterichbodensees
Kunst
Kunst am Bau
Die Staumauern machen das Fahren jedenfalls abwechslungsreich, man kann sich immer wieder neue Zwischenziele setzen. Außerdem ist die Straße entlang der Seen flach, bietet also mehrere Verschnaufchancen. Am zweiten See angelangt, an der Staumauer des Grimselsees, blitzten plötzlich hinter dem neuen Grimselhospiz die Gipfel des Oberaarhorns und des Finsteraarhorns auf, jeweils nur kurz, dann sind sie wieder in Wolken. Trotzdem schöne Anblicke und ich beschloss, von der Passhöhe noch die Oberaarstraße bis zum Berghaus Oberaar zu fahren. Habe schon oft über die atemberaubenden Blicke ins Herz der Berner Alpen gelesen, bis jetzt hat es noch nie geklappt. Doch zunächst musste ich erstmal die Passhöhe erreichen, das sind auch noch ein paar Meter. Und es wurde inzwischen deutlich ungemütlicher, der Wind pfiff, die Wolken quetschten sich durch die Lücke des Grimselpasses nach Süden, es regnete ein wenig, dann riss es wieder auf und der Blick zurück auf die Seen wurde frei, kurz darauf wieder Nebel. Egal, war ja nicht mehr weit.
Grimselhospiz
Das Grimselhospiz und flüchtige Blicke
auf Oberaarhorn und Finsteraarhorn
Seen
Die Kraftwerkslandschaft
Postauto
Auch hier: Das Postauto
Und dann die Passhöhe. Es war wie gehabt ziemlich windig und nass, doch immer wieder mit kurzen, überraschenden Wolkenlücken. Ich ignorierte also die rote Ampel und fuhr auf die Oberaarstraße (ist für Autos immer nur in eine Richtung freigegeben). Leider wurde es hier immer schlechter mit dem Wetter. Die Wolken können hier nicht wie ihre Freunde ein paar Meter weiter im Osten über den Grimselpass huschen, sie blieben am Sidelhorn hängen und weinten deswegen. Und das nicht zu knapp, deshalb drehte ich dann irgendwann einfach um, tolle Ausblicke hatten sich auch nicht aufgetan, nicht mal sekundenweise. Nur Tiefblicke auf den Grimselsee, zugegeben, auch beeindruckend, von der Straße möchte ich hier nicht abkommen. Also, zurück, Abfahrt zur Passhöhe und noch schnell noch ein Foto der Passhöhe aus dem Nebel gemacht und dann nichts wie weg, schließlich wartete das sonnige Wallis.
Passhöhe
Die Passhöhe aus dem Nebel
Passfoto
Passfoto
Zunächst war es aber alles andere als sonnig, das Wallis. Wenigstens regnete es nicht mehr, der berühmte Zwei-Pässe-Blick auf den Furka und den Rhônegletscher ist frei. Die Abfahrt bis Gletsch ging flott, da die Straße gut ausgebaut und nicht zu steil ist, gibt es nichtmal Bremskrämpfe. Ich war froh, dass ich diesmal in Gletsch nach rechts abbiegen konnte und weiter abfahren durfte, nicht, wie sonst immer, nach links und auf 2.400 m hochkurbeln musste. Immer wieder beeindruckend ist, wie weit sich der Rhonegletscher zurückgezogen hat. Heute ist er von Gletsch kaum noch auszumachen, vor 100 Jahren reichte das Eis bis fast zu den Häusern. Und ich erinnere mich noch an Zeiten (gut, da war ich noch deutlich kleiner als heute), zu denen man vom Hotel Belvedere (unterhalb des Gipfels des Berges in der Mitte auf dem rechten Foto, an der Furkastraße gelegen) mit wenigen Schritten in den Gletscher laufen konnte.
Grimselfurka
Der Blick auf den Furkapass
Rhonegletscher
Vor 100 Jahren kam das Eis bis hier
Im Goms wurde das Wetter dann tatsächlich schön, weiterhin extrem windig, aber Sonne. Und der Wind kam natürlich vom Pass herunter, also schöner Rückenwind. In Ulrichen checkte ich auf dem Campingplatz ein, und da es erst Mittag war, habe ich mir überlegt, noch eine kleine MTB-Tour zu machen, infach den Berg hinter Ulrichen hoch. Erst war die Straße asphaltiert, dann wurde sie immer schlechter – was allerdings ohne Gepäck dann doch kein allzugroßes Problem ist. Immer wieder, also hauptsächlich in den Waldlichtungen, hat man schöne Blicke das Goms hinauf und hinab und auf den Nufenenpass. Der ehemalige Militärflughafen ist nun teilweise renaturiert, teilweise ist er eine Kartbahn, die, trotz des Windes, akkustisch noch gut wahrnehmbar ist. Den Nufenenpass überblickt man von der Einstiegsserpentine bei Ulrichen bis zur Passhöhe, sieht eigentlich gar nicht so schlimm aus.
Nufenenpass
Der Nufenenpass
von Ulrichen bis zur Passhöhe
Goms
Das Goms
Kartbahn
Konversion von ehemaligen Militärflächen
Einstieg Nufenenpass
Der Einstieg in den Nufenenpass
Passhöhe Nufenen
Die Passhöhe des Nufenenpasses
Ulrichen
In Ulrichen
Bei knapp 2.000 m kehrte ich dann um, zurück auf den Campingplatz. Erst besorgte ich mir noch das Abendessen im Supermarkt, dann war waschen angesagt, sowohl mich als auch die Klamotten. Doch nun das Problem: Wie und wo soll ich die trocknen? Bei dem Wind trocknen die zwar schnell, fliegen aber genauso schnell weg. Da kam die Campingplatzfrau des Weges, sah meine kläglichen Bemühungen – und schenkte mir ein paar Wäschenklammern. Sehr nett! Die Wäsche war dann tatsächlich in Windeseile trocken. Das einzige, was störte, war der Lärm eines Hubschraubers, der Einzelteile einer Stromleitung von der Landebahn des Flughafens auf einen Berg brachte und dauernd unterwegs war. Ich machte am Abend noch einen kleinen Spaziergang über den Flughafen und durch die ehemaligen Militäranlagen drumherum (warum eigentlich baut man die Flugzeugbunker und sonstigen Gebäude eigentlich so gut getarnt, wenn doch die Landebahn den Flugplatz für jedermann deutlich sichtbar mach?). Dann hörte auch der Hubschrauberlärm endlich auf und ich begab mich in mein Zelt.

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© Holger Rudolph