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Donnerstag, 4.8.2005 – 4. Etappe
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Nun folgt eine Landschaft, in die der Mensch sehr stark eingegriffen hat.
Kohle gibt es nicht in der Schweiz (also, Braun- oder Steinkohle meine ich, ansonsten
gibt es die natürlich schon), Erdöl auch nicht. Der einzige relevante Rohstoff ist
das Wasser, fast 60 Prozent der schweizer Stromproduktion kommt aus der Wasserkraft.
Die Kraftwerke Oberhasli (KWO) sind der wichtigste Arbeitgeber der Region, und ihre
Bauwerke haben die Landschaft nachhaltig verändert. Wasserkraft ist eine "saubere"
Energie, andererseits verursacht die Errichtung von Wasserkraftwerden enorme
Eingriffe in die Natur, daher sind geplante Maßnahmen meist stark umstritten. Weitere
Informationen auf den Seiten der KWO
(www.grimselstrom.ch)
und die Gegenpositionen z. B. beim Grimselverein
(www.grimselverein.ch).
Die erste Staumauer erreichte ich bald nach der Tunnelumgehung, ein mächtiger Anblick
von unten – mit einem "Farbklecks" in der Mitte: Kunst an der Mauer, das
angeblich größte von Menschenhand gemalte Bild
(www.melisande.ch). |
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Die Staumauern machen das Fahren jedenfalls abwechslungsreich, man kann
sich immer wieder neue Zwischenziele setzen. Außerdem ist die Straße entlang der
Seen flach, bietet also mehrere Verschnaufchancen. Am zweiten See angelangt, an der
Staumauer des Grimselsees, blitzten plötzlich hinter dem neuen Grimselhospiz die
Gipfel des Oberaarhorns und des Finsteraarhorns auf, jeweils nur kurz, dann sind sie
wieder in Wolken. Trotzdem schöne Anblicke und ich beschloss, von der Passhöhe noch
die Oberaarstraße bis zum Berghaus Oberaar zu fahren. Habe schon oft über die
atemberaubenden Blicke ins Herz der Berner Alpen gelesen, bis jetzt hat es noch nie
geklappt. Doch zunächst musste ich erstmal die Passhöhe erreichen, das sind auch
noch ein paar Meter. Und es wurde inzwischen deutlich ungemütlicher, der Wind pfiff,
die Wolken quetschten sich durch die Lücke des Grimselpasses nach Süden, es regnete
ein wenig, dann riss es wieder auf und der Blick zurück auf die Seen wurde frei, kurz
darauf wieder Nebel. Egal, war ja nicht mehr weit. |
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Und dann die Passhöhe. Es war wie gehabt ziemlich windig und nass, doch
immer wieder mit kurzen, überraschenden Wolkenlücken. Ich ignorierte also die rote
Ampel und fuhr auf die Oberaarstraße (ist für Autos immer nur in eine Richtung
freigegeben). Leider wurde es hier immer schlechter mit dem Wetter. Die Wolken
können hier nicht wie ihre Freunde ein paar Meter weiter im Osten über den
Grimselpass huschen, sie blieben am Sidelhorn hängen und weinten deswegen. Und das
nicht zu knapp, deshalb drehte ich dann irgendwann einfach um, tolle Ausblicke
hatten sich auch nicht aufgetan, nicht mal sekundenweise. Nur Tiefblicke auf den
Grimselsee, zugegeben, auch beeindruckend, von der Straße möchte ich hier nicht
abkommen. Also, zurück, Abfahrt zur Passhöhe und noch schnell noch ein Foto der
Passhöhe aus dem Nebel gemacht und dann nichts wie weg, schließlich wartete das
sonnige Wallis. |
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Zunächst war es aber alles andere als sonnig, das Wallis. Wenigstens
regnete es nicht mehr, der berühmte Zwei-Pässe-Blick auf den Furka und den
Rhônegletscher ist frei. Die Abfahrt bis Gletsch ging flott, da die Straße gut
ausgebaut und nicht zu steil ist, gibt es nichtmal Bremskrämpfe. Ich war froh,
dass ich diesmal in Gletsch nach rechts abbiegen konnte und weiter abfahren durfte,
nicht, wie sonst immer, nach links und auf 2.400 m hochkurbeln musste. Immer wieder
beeindruckend ist, wie weit sich der Rhonegletscher zurückgezogen hat. Heute ist er
von Gletsch kaum noch auszumachen, vor 100 Jahren reichte das Eis bis fast zu den
Häusern. Und ich erinnere mich noch an Zeiten (gut, da war ich noch deutlich kleiner
als heute), zu denen man vom Hotel Belvedere (unterhalb des Gipfels des Berges in
der Mitte auf dem rechten Foto, an der Furkastraße gelegen) mit wenigen Schritten
in den Gletscher laufen konnte. |
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Im Goms wurde das Wetter dann tatsächlich schön, weiterhin extrem windig,
aber Sonne. Und der Wind kam natürlich vom Pass herunter, also schöner Rückenwind.
In Ulrichen checkte ich auf dem Campingplatz ein, und da es erst Mittag war, habe
ich mir überlegt, noch eine kleine MTB-Tour zu machen, infach den Berg hinter
Ulrichen hoch. Erst war die Straße asphaltiert, dann wurde sie immer schlechter –
was allerdings ohne Gepäck dann doch kein allzugroßes Problem ist. Immer wieder,
also hauptsächlich in den Waldlichtungen, hat man schöne Blicke das Goms hinauf und
hinab und auf den Nufenenpass. Der ehemalige Militärflughafen ist nun teilweise
renaturiert, teilweise ist er eine Kartbahn, die, trotz des Windes, akkustisch noch
gut wahrnehmbar ist. Den Nufenenpass überblickt man von der Einstiegsserpentine bei
Ulrichen bis zur Passhöhe, sieht eigentlich gar nicht so schlimm aus. |
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Bei knapp 2.000 m kehrte ich dann um, zurück auf den Campingplatz. Erst
besorgte ich mir noch das Abendessen im Supermarkt, dann war waschen angesagt, sowohl
mich als auch die Klamotten. Doch nun das Problem: Wie und wo soll ich die trocknen?
Bei dem Wind trocknen die zwar schnell, fliegen aber genauso schnell weg. Da kam die
Campingplatzfrau des Weges, sah meine kläglichen Bemühungen – und schenkte mir ein
paar Wäschenklammern. Sehr nett! Die Wäsche war dann tatsächlich in Windeseile
trocken. Das einzige, was störte, war der Lärm eines Hubschraubers, der Einzelteile
einer Stromleitung von der Landebahn des Flughafens auf einen Berg brachte und
dauernd unterwegs war. Ich machte am Abend noch einen kleinen Spaziergang über den
Flughafen und durch die ehemaligen Militäranlagen drumherum (warum eigentlich baut
man die Flugzeugbunker und sonstigen Gebäude eigentlich so gut getarnt, wenn doch die
Landebahn den Flugplatz für jedermann deutlich sichtbar mach?). Dann hörte auch der
Hubschrauberlärm endlich auf und ich begab mich in mein Zelt. |
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