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7.8.2005

Übersicht Tour Sommer 2005

9.8.2005

Montag, 8.8.2005 – 8. Etappe

Tageskilometer: 67 Tageshöhenmeter: 533 Tagessattelstunden: 4:00
Tourkilometer: 569 Tourhöhenmeter: 8.453 Toursattelstunden: 37:58
Route: Rad: Simplon-Dorf – Simplonpass (2.005 m) – Brig
Zug: Brig – Sion
Rad: Sion – Martigny
Zug: Martigny – Brig
Wetter: Schön, aus Westen immer stärkerer Wind, kühl
Frühstück im Hotel Post, Postkarten frankiert und eingeworfen und los ging es. Bestes Wetter, gut geschützt vor Lawinen (siehe Bild unten), so macht es Spaß. Und der Wind ließ deutlich nach. Ein Stück konnte ich noch auf der alten Passstraße fahren, ehe es dann auf die große Straße geht. So schlimm wie befürchtet ist es aber glücklicherweise nicht mit dem Verkehr, bis zur Passhöhe überholten mich gerade einmal vier LKW – allerdings ist das kein Spaß, wenn dies in einer der längeren Galerien geschieht, das dröhnt schon ordentlich.
Simplon-Dorf
Rückblick auf Simplon-Dorf
Lawinenschutz
Lawinenschutz
Glücklicherweise blieb diese Galerie die einzige bis zur Passhöhe, ab dem Restaurant Engeloch ist man in Freiheit. Das Restaurant nutzt eines der Schutzhäuser, die Napoleon entlang der Straße errichten ließ. Jetzt war es eine richtig schöne Passfahrt. Superwetter, Sonne, nicht zu heiß, kaum Wind, schöne hochalpine Landschaft, wenig Verkehr – was will man mehr. Das nächste bauliche Highlight ist das Alte Spittel, wie der Stockalperturm in Gondo und der Stockalperpalast in Brig eines der monumentalen Gebäude des Handelsmannes und Politikers Kaspar Jodok Stockalper. Es wirkt in seiner Größe fast ein wenig unwirklich hier oben aber verglichen mit so manchen anderen Gebäuden, die in den Alpen stehen, ist das ein Makel, den man vernachlässigen kann.
Engeloch
Rasthaus Engeloch,
ehemaliges napoleonisches Schutzhaus
Alte Spittel
Das alte Spittel
Fletschhorn
Das Fletschhorn
Bis zur Passhöhe ist es nun nicht mehr weit, etwa um halb elf war ich oben. Da waren doch tatsächlich mal zwei Passbilder fällig, beim alten Hospiz steht nämlich ein schöner Stein, der die Passhöhe der napoleonischen Straße markierte. Etwas verbaut ist es dort oben schon, dennoch schaut der steinerne Adler auf eine schöne Passlandschaft mit Hochmooren und auf das Fletschhorn (3.993 m), das die Südseite des Passes beherrscht.
Hospiz
Das napoleonische Hospiz und das Fletschhorn
Passstein
Passstein
Passschild
Passschild
Simplon-Adler
Der Simplon-Adler
Dann die Abfahrt. Die Sonne schien zwar, aber richtig warm war es nicht – weiter im Osten der Schweiz fiel sogar etwas Schnee und es gab Nachtfrost, Anfang August! Nun ja, hatte ja alles dabei, also ging es dick eingepackt bergab. Die Entfernung Passhöhe – Brig ist in der Luftlinie sehr gering, ca. 10 km, das Bild unten lässt dies erahnen. Dass damit eine gewaltige Reliefenergie verbunden ist, musste Brig schon mehrfach spüren, wie z. B. 1993, als die Innenstadt von den Wassermassen der Saltina überflutet wurde.

Solche Fluten drohten heute glücklicherweise nicht, blauer Himmel lachte über dem Wallis. Auf der Abfahrt vom Simplon jedoch nicht überall, vor allem im oberen Teil fährt man recht häufig überdacht und kann die Landschaft nur durch die Betonfenster genießen.
Tiefblick
Tief unten das Rhonetal
Passhöhe
Charakteristischer Ausblick
Rasant war die Fahrt schon, die Straße ist gut ausgebaut und viel Verkehr war nicht. Im Gantertal kann man die neue Passstraße verlassen (direkt vor der imposanten Ganterbrücke) und ein wenig auf der alten napoleonischen Straße fahren. Und das tat ich dann auch, belohnt wurde ich durch ein kleines Sträßchen ohne Verkehr, über eines der wenigen noch erhaltenen Brückenbauwerke des napoleonischen Straßenbaus. Die Brücke tief im Gantertal markiert gleichzeitig das Ende der Abfahrt, nun geht es bis zur Einmündung in die neue Straße ganz leicht bergauf. Die Ganterbrücke, das Wahrzeichen des Simplonpasses, bewunderte ich von unten, dann fuhr ich weiter, wieder auf der neuen Straße, bis zum Gasthaus Schallberg. Hier machte ich nochmal einen Fotostopp, um den Blick zurück ins Gantertal und in Richtung Passhöhe festzuhalten.
Ganterbrücke
Die neue Ganterbrücke zum ersten
Ganterbrücke alt
Das Gantertal und die
napoleonische Ganterbrücke
Ganterbrücke
Die neue Ganterbrücke
von unten
Gantertal
Das Gantertal und
die neue Ganterbrücke
Kurz hinter Schallberg bog ich dann wieder von der neuen Straße ab, bis Brig kann man wieder die alte, fast verkehrsfreie Straße nutzen. Die allerdings deutlich steiler als die neue, weit auslandend am Hang des Rhonetals gebaute neue Straße ist. Das Tal kommt immer näher. Bald schon konnte ich das Wahrzeichen Brigs erspähen, den Stockalperpalast. Dieses beeindruckende Bauwerk mit seinen drei ballbewehrten Türmen und dem schönen Innenhof wurde im 17. Jahrhundert vom Kaufmann Kaspar Jodok Stockalper gebaut, dem König des Simplon, der durch den Handel über den von ihm ausgebauten Saumweg über den Simplon seinen Reichtum errang und mehrte. Im Innenhof steht ein Verkehrsmittel, mit dem der Pass in früheren Tagen überquert wurde – früher als heute, natürlich später als zu Stockalpers Zeiten, insofern ist die Postkutsche im Innenhof geradezu futuristisch. Das ist selbstverständlich ein schönes Motiv zusammen mit meinem Verkehrsmittel.
Stockalperpalast
Der Stockalperpalast von außen ...
Stockalperpalast
... und von innen
Stockalperpalast
Nochmal
Postkutsche
Fahrzeuge zur Passüberquerung
Sightseeing in Brig war dann beendet, nun schnell zum Bahnhof und schauen, wann der nächste Zug in Richtung Sion fuhr. Es war ja noch früh, und da dachte ich mir, es ist nicht nötig, wie geplant mit der Bahn bis Martigny zu fahren. Das bisschen Rhôneradweg konnte ich auf dem Rad auch noch schaffen. Schnell noch in die Migros, Mittagessen besorgen, und dann in den Zug. In Sion war ich recht schnell, fast zu schnell für das Mittagessen im Zug. Dort dann hatte ich das zweite Mal nach Biasca größere Probleme, den Veloland-Radweg zu finden. Vor dem Bahnhof steht zwar ein Wegweiser, aber eben nur der eine. Im weiteren Umkreis habe ich dann keinen mehr gefunden. Irgendwie erreichte ich dann den Radweg an der Rhône doch noch.

Selten habe ich so geflucht wie auf den gut 30 km zwischen Sion und Martigny. Das Positive vorneweg: Die Sicht war gut, der Blick auf die Berge rechts und links des Tals schön, besonders der zurück auf das Bietschhorn. Aber der Wind! Kam natürlich das Rhônetal hinauf, und zwar ordentlich. Dazu die Wegqualität, z. T. Schotterweg mit Wurzeln. Normalerweise macht mir das nicht soo viel aus, aber in Kombination mit diesem ******wind nervte das fürchterlich. So beschloss ich, bei Riddes auf die Straße zu wechseln. Die allerdings führt schnurgerade bis Martigny, den Windschatten, den ab und zu die Bäume am Rand der Rhône gaben, konnte ich also vergessen.

Man hat ja die Chance, viel nachzudenken, wenn man so auf dem Rad vor sich hin schleicht. Und ich überlegte mir also, ob es denn wirklich nötig ist, einen Tag in Turin zu verschwenden, nur um im Factory Outlet von Kappa einzukaufen. So langsam reifte es in mir, dass das eben nicht nötig ist, schließlich hatte ich schon ein paar Tage im Regen verschwendet und die nächsten Tage sollten ja schön bleiben. Dann doch lieber radfahren. Der Große St. Bernhard fiel damit natürlich auch aus dem Programm, auf der einen Seite hoch- und wieder runterzufahren ist auf einer Radreise nicht mein Ding. Also, welche Route nehme ich? Vielleicht durch die Freiburger- und Berner Alpen in Richtung Osten, dann irgendwann in den Zug, um am Donnerstag in Pontresina zu sein. Gut, so wird es gemacht, kurzfristig also mal wieder die Route umgeplant.

Es waren zwar keine 10 Kilometer mehr bis Martigny, aber der Wind im Rhôneknie wurde immer fieser. Und ich wollte in Richtung Freiburger Alpen, das hieß ja, weiter gegen den Wind im engen Tal zwischen Genfer See und Martigny – hmm, Spaß ist etwas anderes. Und plötzlich erinnerte ich mich an meine ursprünglichen Planungen, da kamen ja die Namen Oberalp und Lukmanier vor. Warum nicht? Damit war diese Fahrt in Richtung Martigny zwar kompletter Schwachsinn, aber, was solls. Neuer Plan: Zug bis Andermatt, dann über den Oberalp und den Lukmanier ins Tessin, dann nach Lugano, entlang des Luganer und Comer Sees nach Chiavenna und schließlich über den Maloja nach Pontresina. Da ich am Donnerstag nicht zu spät in Pontresina ankommen wollte, beschloss ich, bis Andermatt mit dem Zug zu fahren. Also stieg ich in Martigny wieder in die Bahn und fuhr zurück nach Brig, dorthin, wo ich am Mittag schon mal war – das hätte ich also auch einfacher haben können. Dort hatte ich abends natürlich keinen Anschluss mehr in Richtung Andermatt, also ging es auf den Campingplatz.

7.8.2005

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© Holger Rudolph