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Montag, 8.8.2005 – 8. Etappe
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Glücklicherweise blieb diese Galerie die einzige bis zur Passhöhe, ab dem
Restaurant Engeloch ist man in Freiheit. Das Restaurant nutzt eines der Schutzhäuser,
die Napoleon entlang der Straße errichten ließ. Jetzt war es eine richtig schöne
Passfahrt. Superwetter, Sonne, nicht zu heiß, kaum Wind, schöne hochalpine
Landschaft, wenig Verkehr – was will man mehr. Das nächste bauliche Highlight ist
das Alte Spittel, wie der Stockalperturm in Gondo und der Stockalperpalast in Brig
eines der monumentalen Gebäude des Handelsmannes und Politikers Kaspar Jodok
Stockalper. Es wirkt in seiner Größe fast ein wenig unwirklich hier oben aber
verglichen mit so manchen anderen Gebäuden, die in den Alpen stehen, ist das ein
Makel, den man vernachlässigen kann. |
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Bis zur Passhöhe ist es nun nicht mehr weit, etwa um halb elf war ich oben.
Da waren doch tatsächlich mal zwei Passbilder fällig, beim alten Hospiz steht
nämlich ein schöner Stein, der die Passhöhe der napoleonischen Straße markierte.
Etwas verbaut ist es dort oben schon, dennoch schaut der steinerne Adler auf eine
schöne Passlandschaft mit Hochmooren und auf das Fletschhorn (3.993 m), das die
Südseite des Passes beherrscht. |
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Dann die Abfahrt. Die Sonne schien zwar, aber richtig warm war es nicht –
weiter im Osten der Schweiz fiel sogar etwas Schnee und es gab Nachtfrost, Anfang
August! Nun ja, hatte ja alles dabei, also ging es dick eingepackt bergab. Die
Entfernung Passhöhe – Brig ist in der Luftlinie sehr gering, ca. 10 km, das Bild
unten lässt dies erahnen. Dass damit eine gewaltige Reliefenergie verbunden ist,
musste Brig schon mehrfach spüren, wie z. B. 1993, als die Innenstadt von den
Wassermassen der Saltina überflutet wurde. Solche Fluten drohten heute glücklicherweise nicht, blauer Himmel lachte über dem Wallis. Auf der Abfahrt vom Simplon jedoch nicht überall, vor allem im oberen Teil fährt man recht häufig überdacht und kann die Landschaft nur durch die Betonfenster genießen. |
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Rasant war die Fahrt schon, die Straße ist gut ausgebaut und viel Verkehr
war nicht. Im Gantertal kann man die neue Passstraße verlassen (direkt vor der
imposanten Ganterbrücke) und ein wenig auf der alten napoleonischen Straße fahren.
Und das tat ich dann auch, belohnt wurde ich durch ein kleines Sträßchen ohne Verkehr,
über eines der wenigen noch erhaltenen Brückenbauwerke des napoleonischen Straßenbaus.
Die Brücke tief im Gantertal markiert gleichzeitig das Ende der Abfahrt, nun geht es
bis zur Einmündung in die neue Straße ganz leicht bergauf. Die Ganterbrücke, das
Wahrzeichen des Simplonpasses, bewunderte ich von unten, dann fuhr ich weiter,
wieder auf der neuen Straße, bis zum Gasthaus Schallberg. Hier machte ich nochmal
einen Fotostopp, um den Blick zurück ins Gantertal und in Richtung Passhöhe
festzuhalten. |
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Kurz hinter Schallberg bog ich dann wieder von der neuen Straße ab, bis
Brig kann man wieder die alte, fast verkehrsfreie Straße nutzen. Die allerdings
deutlich steiler als die neue, weit auslandend am Hang des Rhonetals gebaute neue
Straße ist. Das Tal kommt immer näher. Bald schon konnte ich das Wahrzeichen Brigs
erspähen, den Stockalperpalast. Dieses beeindruckende Bauwerk mit seinen drei
ballbewehrten Türmen und dem schönen Innenhof wurde im 17. Jahrhundert vom Kaufmann
Kaspar Jodok Stockalper gebaut, dem König des Simplon, der durch den Handel über den
von ihm ausgebauten Saumweg über den Simplon seinen Reichtum errang und mehrte. Im
Innenhof steht ein Verkehrsmittel, mit dem der Pass in früheren Tagen überquert
wurde – früher als heute, natürlich später als zu Stockalpers Zeiten, insofern ist
die Postkutsche im Innenhof geradezu futuristisch. Das ist selbstverständlich ein
schönes Motiv zusammen mit meinem Verkehrsmittel. |
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Sightseeing in Brig war dann beendet, nun schnell zum Bahnhof und schauen,
wann der nächste Zug in Richtung Sion fuhr. Es war ja noch früh, und da dachte ich mir, es
ist nicht nötig, wie geplant mit der Bahn bis Martigny zu fahren. Das bisschen Rhôneradweg
konnte ich auf dem Rad auch noch schaffen. Schnell noch in die Migros, Mittagessen besorgen,
und dann in den Zug. In Sion war ich recht schnell, fast zu schnell für das Mittagessen im
Zug. Dort dann hatte ich das zweite Mal nach Biasca größere Probleme, den Veloland-Radweg
zu finden. Vor dem Bahnhof steht zwar ein Wegweiser, aber eben nur der eine. Im weiteren
Umkreis habe ich dann keinen mehr gefunden. Irgendwie erreichte ich dann den Radweg an der
Rhône doch noch. Selten habe ich so geflucht wie auf den gut 30 km zwischen Sion und Martigny. Das Positive vorneweg: Die Sicht war gut, der Blick auf die Berge rechts und links des Tals schön, besonders der zurück auf das Bietschhorn. Aber der Wind! Kam natürlich das Rhônetal hinauf, und zwar ordentlich. Dazu die Wegqualität, z. T. Schotterweg mit Wurzeln. Normalerweise macht mir das nicht soo viel aus, aber in Kombination mit diesem ******wind nervte das fürchterlich. So beschloss ich, bei Riddes auf die Straße zu wechseln. Die allerdings führt schnurgerade bis Martigny, den Windschatten, den ab und zu die Bäume am Rand der Rhône gaben, konnte ich also vergessen. Man hat ja die Chance, viel nachzudenken, wenn man so auf dem Rad vor sich hin schleicht. Und ich überlegte mir also, ob es denn wirklich nötig ist, einen Tag in Turin zu verschwenden, nur um im Factory Outlet von Kappa einzukaufen. So langsam reifte es in mir, dass das eben nicht nötig ist, schließlich hatte ich schon ein paar Tage im Regen verschwendet und die nächsten Tage sollten ja schön bleiben. Dann doch lieber radfahren. Der Große St. Bernhard fiel damit natürlich auch aus dem Programm, auf der einen Seite hoch- und wieder runterzufahren ist auf einer Radreise nicht mein Ding. Also, welche Route nehme ich? Vielleicht durch die Freiburger- und Berner Alpen in Richtung Osten, dann irgendwann in den Zug, um am Donnerstag in Pontresina zu sein. Gut, so wird es gemacht, kurzfristig also mal wieder die Route umgeplant. Es waren zwar keine 10 Kilometer mehr bis Martigny, aber der Wind im Rhôneknie wurde immer fieser. Und ich wollte in Richtung Freiburger Alpen, das hieß ja, weiter gegen den Wind im engen Tal zwischen Genfer See und Martigny – hmm, Spaß ist etwas anderes. Und plötzlich erinnerte ich mich an meine ursprünglichen Planungen, da kamen ja die Namen Oberalp und Lukmanier vor. Warum nicht? Damit war diese Fahrt in Richtung Martigny zwar kompletter Schwachsinn, aber, was solls. Neuer Plan: Zug bis Andermatt, dann über den Oberalp und den Lukmanier ins Tessin, dann nach Lugano, entlang des Luganer und Comer Sees nach Chiavenna und schließlich über den Maloja nach Pontresina. Da ich am Donnerstag nicht zu spät in Pontresina ankommen wollte, beschloss ich, bis Andermatt mit dem Zug zu fahren. Also stieg ich in Martigny wieder in die Bahn und fuhr zurück nach Brig, dorthin, wo ich am Mittag schon mal war – das hätte ich also auch einfacher haben können. Dort hatte ich abends natürlich keinen Anschluss mehr in Richtung Andermatt, also ging es auf den Campingplatz. |
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