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Sonntag, 14.8.2005 – 12. Etappe
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Nun also schon der zweite von vier Pässen des Tages – insgesamt allerdings
mit deutlich weniger Höhenmetern als etwa die Berninanordseite von Tirano aus. Viel
Verkehr, das war sofort klar, denn man überblickt von unten fast den ganzen Anstieg
des Passes und Autos fuhren dort in Massen. Aber nicht aggressiv, keine LKW und kaum
Motorräder, insofern war das längst nicht so schlimm wie im Prättigau. Sehr viele
Radfahrer waren auch unterwegs, neben vielen Rennradfahrern sogar einige mit Gepäck.
Ich ließ mir Zeit, machte einige Fotostops: An einer Stelle erinnerten die
Felspyramiden im Geröll sehr stark an die Casse Deserte am Col d'Izoard in den
französischen Alpen. |
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Dann ging es in den Stau. Erstmals überholte ich im Anstieg zu einem Pass
Autos, nicht nur eins, sondern viele. Alle auf der Suche nach billigem Sprit, der
Liter Super kostete immerhin in diesen Tagen 85 Cent, das ist schon ein Unterschied
zum benachbarten Italien. Auch anderen Sprit kann man dort sehr günstig kaufen –
schließlich ist Livigno seit Jahrhunderten ein zoll- und steuerfreies Gebiet. |
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Ich wollte jedoch weder Benzin, noch Alkohol oder irgendwelche
Unterhaltungselektronik kaufen, sondern brauche in Livigno einfach etwas zu essen,
denn es war Zeit für die Mittagspause. Die Abfahrt von der Passhöhe ins Tal war
schnell und kurz, Livigno liegt ja ähnlich hoch wie Pontresina auf etwa 1.800 m.
Weniger schnell ging es dann im Ort vorwärts, denn natürlich ist hier sonntags alles
offen, und dass es ein besonderer Sonntag war, sollte ich am Abend in Bormio erfahren.
Viel voller ist es samstagvormittags auf der Zeil in Frankfurt auch nicht. In
Frankfurt kauft man jedoch keine 40 kg Zucker – offensichtlich ist Zucker hier
billiger als im Rest der Welt, aber muss man deshalb gleich den Lebensbedarf
einkaufen? Rätsel über Rätsel, neben Zucker gab es jedoch genügend anderes Essbares,
so dass das Mittagessen gesichert war. |
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Nach der Mittagspause kämpfte ich mich durch die Menschenmassen zum
Ausgang dieses Open-Air-Duty-Free-Shops, um den dritten Pass für diesen Tag
anzugreifen. Der Passo d'Eira war von unten fast zu sehen, ein paar Serpentinen und
dann eine lange Gerade am Hang weit über dem "Dorf", und das wars schon. Aber dort,
wo der Wald durch eine Skipiste unterbrochen war, gab es einen schönen Blick zurück
auf das langgestreckte Livigno. Was auffiel, waren die vielen Autos und die deutlich
erkennbaren Skipisten, hier sieht man im Sommer auch, dass das ein Wintersportgebiet
ist. Und die Pisten für die MTB-WM konnte man auch schon erkennen. Dennoch, Urlaub
möchte ich hier nicht machen, nicht im Sommer. Vielleicht im Winter, das Tal ist
bestimmt eine schöne Langlaufgegend – aber wahrscheinlich bleibe ich dann doch wieder
im Engadin hängen. |
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Weit ist es nicht zum nächsten Pass, man sieht ihn schon. 3 km Abfahrt und
gute 4 km Anstieg. Dennoch konnte ich die Aussicht auf den Passo di Foscagno nicht
so richtig genießen, denn das Wetter machte mir Sorgen: Es wurde immer dunkler, die
Sonne verschwand völlig. Ändern konnte ich es nicht, also half nur weiterfahren. Im
"Tal" zog ich die Jacke und die Handschuhe aus, obwohl es nicht wirklich warm war,
aber ich wollte für die Abfahrt nach Bormio noch Reserven haben. Denn die sollte
deutlich länger sein als das, was ich eben gerade herunterrollte. |
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Der Foscagno war natürlich kein Problem, nur um die 200 Höhenmeter.
Außerdem war mir dann so langsam klar, dass es nicht um die Frage ging, ob es noch
regnet, sondern nur noch um das wann. Kurz vor der Passhöhe war das auch beantwortet,
die ersten Tropfen fielen. Dick eingepackt machte ich mich dann auf die Abfahrt,
glücklicherweise war der Verkehr gemäßigt, längst nicht so schlimm wie vom Bernina
nach Livigno. Und es blieb bei den Tropfen, doch es war ziemlich kalt, also fuhr ich
einfach runter, keine Fotostops etc. Die Frage blieb, wo ich übernachten sollte. Der
erste Ort im Valdidentro war Semogo. Da bin ich aber durchgerauscht, für den Plan,
morgen über den Passo di Torre Fraele zu fahren, reichte es auch in Isolaccia, dem
Hauptort des Valdidentro ein Hotel zu suchen – zur Not wäre ja auch Bormio eine
Alternative. |
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In Isolaccia holte ich mir ein Unterkunftsverzeichnis, fragte dann bei
zwei Hotels, die nichts mehr frei hatten. Dann hatte ich keine Lust mehr, weiter zu
fragen und fuhr los in Richtung Bormio. Und nun kam es ganz dick von oben, die
wasserdichten Handschuhe musste ich bald auswringen. Bis Bormio strömender Regen,
deshalb suchte und fand ich sofort die Touristinfo, um nach eine Unterkunft zu
fragen. Das Problem: Der Termin. Was Wikipedia weiß, wusste ich nicht:
Der 15. August, also morgen, ist einer der wichtigsten Feiertage in Italien, und
"Der 15. August gilt in Italien als der heißeste Tag des Sommers und kennzeichnet somit den "Wendepunkt des Sommers". Um diesen Tag herum planen die Italiener ihren Urlaub, zumeist im eigenen Land, und zwar dort, wo es kühl ist: am Meer oder in den Bergen. Deshalb verstehen viele Italiener unter Ferragosto auch den gesamten Urlaub, den sie um den 15. August nehmen. Dieser Zeitraum ist fast wie staatlich angeordnete Ferienzeit zu betrachten. Fast das gesamte bürokratische und wirtschaftliche Leben kommt zum Erliegen. Es muss demzufolge mit vollen Stränden, kilometerlangen Staus, vollkommen ausgebuchten Pensionen, Hotels, Restaurants und Campingplätzen gerechnet werden." Also, kühl war es wirklich, und voll auch. Erst der schätzungweise 15. Versuch der netten Angestellten in der Touristinfo bescherte mir eine kleine, privat vermietete Dachkammer. Es hörte dann auf zu regnen, ich konnte noch einen Stadtbummel in Bormio machen – auch dabei war ich nicht alleine. An einem Zeitungsaushang konnte ich dann trotz meiner eher bescheidenen Italienischkenntnisse lesen, dass es ein aussichtsreiches Projekt für die Verlängerung der Eisenbahn durch das Veltlin von Tirano bis Bormio gibt. Nützt zwar nichts für die Anreise aus Norden, dennoch freut mich das. Es gab eine Pizza, danach kaufte ich mir in einem Supermarkt noch die Verpflegung für morgen und warf anschließend den einen oder anderen bangen Blick aus meiner Dachkammer. Die Berge hatten sich bedrohlich weiß verfärbt, und morgen sollte das Dach meiner Tour kommen. Nun ja, es regnete nicht mehr und ich legte mich in das superweiche Bett. |
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