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13.8.2005

Übersicht Tour Sommer 2005

15.8.2005

Sonntag, 14.8.2005 – 12. Etappe

Tageskilometer: 74 Tageshöhenmeter: 1.359 Tagessattelstunden: 4:26
Tourkilometer: 993 Tourhöhenmeter: 13.138 Toursattelstunden: 63:52
Route: Camping Plauns – Berninapass (2.328 m) – Forcola di Livigno (2.315 m) – Livigno – Passo d'Eira (2.210 m) – Passo di Foscagno (2.291 m) – Bormio
Wetter: Bewölkt mit einigen Sonnenstrahlen, am Nachmittag ergiebiger Regenschauer
Frühstück im Wohnwagen, dann ging es los. Reduziertes Gepäck, denn warum das Zelt etc. mitnehmen, ich konnte ja auch irgendwo in der Gegend um Bormio ein Hotelzimmer nehmen und dann in der Jugendherberge in Sta. Maria im Münstertal einkehren. Die geplante Strecke: Berninapass – Forcola di Livigno – Livigno – Passo d'Eira, Passo di Foscagno – Passo di Torre Fraele – Umbrailpass – Müstair – Ofenpass – Zernez – Pontresina. Und die Wettervorhersage war nicht komplett abschreckend. Irgendwo würde ich wohl schon mal nass werden, aber es waren keine drei Tage Dauerregen angekündigt. Leider konnte ich mir keine Sonntags-NZZ mehr kaufen, denn die gab es auf den wenigen Kilometern bis zur Grenze nicht.

Den Berninapass erreichte ich recht schnell, die Nordseite ist wirklich nicht schwierig – zu Beginn das steilere Stück mit Panoramablick aus der Montebello-Kurve, dann eher flach an den beiden Seilbahnen vorbei, und dann nochmal etwas steiler zur Passhöhe. Oben dann das obligatorische Passfoto und schon gings weiter, noch ein paar Kilometer Abfahrt in der Schweiz und dann nach Italien. An der schweizer Grenze gabe es kaum Wartezeit, das sollte weiter oben an der italienischen Grenze anders aussehen. Italien, Land der Sonne und tatsächlich zeigte sie sich erstmals an diesem Tag nachdem ich die Schweiz verlassen hatte – was natürlich nicht exakt ist, denn die Landesgrenze ist erst oben auf dem Pass, nicht direkt an der schweizer Grenze.
Passfoto
Passfoto I
Puschlav
Blick ins Puschlav
Nun also schon der zweite von vier Pässen des Tages – insgesamt allerdings mit deutlich weniger Höhenmetern als etwa die Berninanordseite von Tirano aus. Viel Verkehr, das war sofort klar, denn man überblickt von unten fast den ganzen Anstieg des Passes und Autos fuhren dort in Massen. Aber nicht aggressiv, keine LKW und kaum Motorräder, insofern war das längst nicht so schlimm wie im Prättigau. Sehr viele Radfahrer waren auch unterwegs, neben vielen Rennradfahrern sogar einige mit Gepäck. Ich ließ mir Zeit, machte einige Fotostops: An einer Stelle erinnerten die Felspyramiden im Geröll sehr stark an die Casse Deserte am Col d'Izoard in den französischen Alpen.
Felspyramiden
Col d'Izoard?
Felspyramiden
Nein, Forcola di Livigno
Forcola di Livigno
Westseite der Forcola di Livigno
Dann ging es in den Stau. Erstmals überholte ich im Anstieg zu einem Pass Autos, nicht nur eins, sondern viele. Alle auf der Suche nach billigem Sprit, der Liter Super kostete immerhin in diesen Tagen 85 Cent, das ist schon ein Unterschied zum benachbarten Italien. Auch anderen Sprit kann man dort sehr günstig kaufen – schließlich ist Livigno seit Jahrhunderten ein zoll- und steuerfreies Gebiet.
Stau
Auf dem Weg zu billigem Sprit
Passfoto
Passfoto II
Ich wollte jedoch weder Benzin, noch Alkohol oder irgendwelche Unterhaltungselektronik kaufen, sondern brauche in Livigno einfach etwas zu essen, denn es war Zeit für die Mittagspause. Die Abfahrt von der Passhöhe ins Tal war schnell und kurz, Livigno liegt ja ähnlich hoch wie Pontresina auf etwa 1.800 m. Weniger schnell ging es dann im Ort vorwärts, denn natürlich ist hier sonntags alles offen, und dass es ein besonderer Sonntag war, sollte ich am Abend in Bormio erfahren. Viel voller ist es samstagvormittags auf der Zeil in Frankfurt auch nicht. In Frankfurt kauft man jedoch keine 40 kg Zucker – offensichtlich ist Zucker hier billiger als im Rest der Welt, aber muss man deshalb gleich den Lebensbedarf einkaufen? Rätsel über Rätsel, neben Zucker gab es jedoch genügend anderes Essbares, so dass das Mittagessen gesichert war.
Abfahrt
Abfahrt nach Livigno
Rückblick
Blick zurück zur Passhöhe
Livigno I
Sonntag in Livigno:
Wenig los?
Livigno II
Sonntag in Livigno:
Auf jeden Fall elegant
Livigno III
Sonntag in Livigno:
Viel los!
Nach der Mittagspause kämpfte ich mich durch die Menschenmassen zum Ausgang dieses Open-Air-Duty-Free-Shops, um den dritten Pass für diesen Tag anzugreifen. Der Passo d'Eira war von unten fast zu sehen, ein paar Serpentinen und dann eine lange Gerade am Hang weit über dem "Dorf", und das wars schon. Aber dort, wo der Wald durch eine Skipiste unterbrochen war, gab es einen schönen Blick zurück auf das langgestreckte Livigno. Was auffiel, waren die vielen Autos und die deutlich erkennbaren Skipisten, hier sieht man im Sommer auch, dass das ein Wintersportgebiet ist. Und die Pisten für die MTB-WM konnte man auch schon erkennen. Dennoch, Urlaub möchte ich hier nicht machen, nicht im Sommer. Vielleicht im Winter, das Tal ist bestimmt eine schöne Langlaufgegend – aber wahrscheinlich bleibe ich dann doch wieder im Engadin hängen.
Livigno
Livigno von oben
Passfoto
Passfoto III
Passfoto
Ja, Passfoto
Weit ist es nicht zum nächsten Pass, man sieht ihn schon. 3 km Abfahrt und gute 4 km Anstieg. Dennoch konnte ich die Aussicht auf den Passo di Foscagno nicht so richtig genießen, denn das Wetter machte mir Sorgen: Es wurde immer dunkler, die Sonne verschwand völlig. Ändern konnte ich es nicht, also half nur weiterfahren. Im "Tal" zog ich die Jacke und die Handschuhe aus, obwohl es nicht wirklich warm war, aber ich wollte für die Abfahrt nach Bormio noch Reserven haben. Denn die sollte deutlich länger sein als das, was ich eben gerade herunterrollte.
Passo di Foscagno
Oh je, ob das Wetter hält?
Foscagno
Der Passo di Foscagno
vom Passo d'Eira
Passo d'Eira
Der Passo d'Eira
vom Passo di Foscagno
Der Foscagno war natürlich kein Problem, nur um die 200 Höhenmeter. Außerdem war mir dann so langsam klar, dass es nicht um die Frage ging, ob es noch regnet, sondern nur noch um das wann. Kurz vor der Passhöhe war das auch beantwortet, die ersten Tropfen fielen. Dick eingepackt machte ich mich dann auf die Abfahrt, glücklicherweise war der Verkehr gemäßigt, längst nicht so schlimm wie vom Bernina nach Livigno. Und es blieb bei den Tropfen, doch es war ziemlich kalt, also fuhr ich einfach runter, keine Fotostops etc. Die Frage blieb, wo ich übernachten sollte. Der erste Ort im Valdidentro war Semogo. Da bin ich aber durchgerauscht, für den Plan, morgen über den Passo di Torre Fraele zu fahren, reichte es auch in Isolaccia, dem Hauptort des Valdidentro ein Hotel zu suchen – zur Not wäre ja auch Bormio eine Alternative.
Passfoto
Passfoto IV
Semogo
Semogo im Valdidentro
Bormio
Sonntag in der Fußgänger-
zone von Bormio...
In Isolaccia holte ich mir ein Unterkunftsverzeichnis, fragte dann bei zwei Hotels, die nichts mehr frei hatten. Dann hatte ich keine Lust mehr, weiter zu fragen und fuhr los in Richtung Bormio. Und nun kam es ganz dick von oben, die wasserdichten Handschuhe musste ich bald auswringen. Bis Bormio strömender Regen, deshalb suchte und fand ich sofort die Touristinfo, um nach eine Unterkunft zu fragen. Das Problem: Der Termin. Was Wikipedia weiß, wusste ich nicht: Der 15. August, also morgen, ist einer der wichtigsten Feiertage in Italien, und
"Der 15. August gilt in Italien als der heißeste Tag des Sommers und kennzeichnet somit den "Wendepunkt des Sommers". Um diesen Tag herum planen die Italiener ihren Urlaub, zumeist im eigenen Land, und zwar dort, wo es kühl ist: am Meer oder in den Bergen.
Deshalb verstehen viele Italiener unter Ferragosto auch den gesamten Urlaub, den sie um den 15. August nehmen. Dieser Zeitraum ist fast wie staatlich angeordnete Ferienzeit zu betrachten. Fast das gesamte bürokratische und wirtschaftliche Leben kommt zum Erliegen. Es muss demzufolge mit vollen Stränden, kilometerlangen Staus, vollkommen ausgebuchten Pensionen, Hotels, Restaurants und Campingplätzen gerechnet werden."


Also, kühl war es wirklich, und voll auch. Erst der schätzungweise 15. Versuch der netten Angestellten in der Touristinfo bescherte mir eine kleine, privat vermietete Dachkammer. Es hörte dann auf zu regnen, ich konnte noch einen Stadtbummel in Bormio machen – auch dabei war ich nicht alleine. An einem Zeitungsaushang konnte ich dann trotz meiner eher bescheidenen Italienischkenntnisse lesen, dass es ein aussichtsreiches Projekt für die Verlängerung der Eisenbahn durch das Veltlin von Tirano bis Bormio gibt. Nützt zwar nichts für die Anreise aus Norden, dennoch freut mich das. Es gab eine Pizza, danach kaufte ich mir in einem Supermarkt noch die Verpflegung für morgen und warf anschließend den einen oder anderen bangen Blick aus meiner Dachkammer. Die Berge hatten sich bedrohlich weiß verfärbt, und morgen sollte das Dach meiner Tour kommen. Nun ja, es regnete nicht mehr und ich legte mich in das superweiche Bett.

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© Holger Rudolph