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Dienstag, 24.4.2007 – 9. Etappe
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Die ersten Kilometer zum Col de la Sausse verliefen entlang des Roubion, schöne,
recht einsame Gegend, ziemlich verlassen. Der Pass war dann nicht besonders
schwer, weder steil noch lang. Die Entscheidung für die Variante b) verfestigte sich,
da das auch zeitlich kein Problem werden würde. Bergab ging es durch eine
Schlucht, die sich "Défilé de Trente Pas" nennt (bzw. die irgendjemand so genannt hat).
Zwar kein Grand Canyon, aber es müssen schon ziemlich große Schritte sein, damit
dreißig davon ausreichen, sie zu durchquere. Ich rollte einfach... |
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An der D94 angekommen, war mir klar, dass ich nicht den einfachen Weg nehmen
würde – der Verkehr war tatsächlich nicht zu verachten, vor allem die LKW missfielen mir.
Also nach Osten, dann nach Ste. Jalle. Hohes Tempo, denn es ging auf 12 Uhr zu und ich
wollte noch ein wenig zu Essen kaufen. Es hat noch gereicht, die kleine Epicerie und
die Boulangerie hatten noch geöffnet. Und es war Sommer. Unglaublich, schwitzen selbst im
sitzen. Dass das Ende April sein soll ... eigentlich nicht zu glauben. Eiskalte Cola,
ja, ich weiß, nicht wirklich gesund, tat aber gut. Dann die gut 300 Höhenmeter zum
Col d'Ey in Angriff nehmen. Die Passhöhe war schon von unten zu sehen, der Pass ist nicht
wirklich schwer, in weiten Schleifen geht es am Hang nach oben. Und wo es rauf geht, kann
man runter schauen: Immer wieder schöne Blicke auf das weite Tal, auf St. Jalle und die
Berge dahinter. Die Hitze machte mir allerdings ein wenig zu schaffen, schnell war ich
also nicht oben. |
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Aber irgendwann dann doch. Die Passhöhe bestand quasi aus einer Serpentine,
auf der anderen Seite ging es steil bergab. Und noch etwas gab es auf der anderen Seite:
den ersten Blick auf den Mont Ventoux. Zuerst nur ein unscheinbarer, leicht steigender
Hang in weiter Ferne und dann der ganze Berg in voller Pracht. Oh je. Aber klar, da
musste ich rauf. Die Abfahrt war rasant, immer im Banne des Giganten der Provence. Und
zeitweise entlang einer Mauer, die die Straße talseitig begrenzte. Keine kleine
Schutzmauer, sondern eine über zwei Meter hohe Mauer. Wasndas? Aha, ein Blick auf
die Karte zeigt: Dort schützte sich ein Nudistencampingplatz. Na gut. Bei stärker werdendem Gegenwind rollte ich nach Buis-les-Baronnies ein. Provencalischer Ort, mit einem schönen, von Arkadengängen begrenzten Hauptplatz. Aber alles war in der Mittagspause, also machte ich mich auf den Weg in Richtung Malaucene. |
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Der Fluss, dessen Verlauf ich nun folgte, heißt Ouvèze. Keine großen Steigungen
mehr bis Malaucene, ein paar Orte waren noch auf der Karte, und noch knappe 25 km zu
fahren. Der erste Ort heißt Pierrelongue – und bot einen überraschenden Anblick. Auf einem
steilen Felsen thronte eine Kapelle, wie man da hochkommen soll, war mir ein Rätsel. Und
warum baut man die Kirche des Dorfes so unerreichbar? Nun ja, auf der anderen Seite gab
es doch noch eine Treppe, trotzdem, ob man so neue Kunden gewinnt? Hm... Nun ja, nicht mein
Problem, das war eher ein etwas deutlicher werdender Hunger. Also fuhr ich weiter, der
nächste Ort war Mollans-sur-Ouvèze. |
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In Mollans war Siesta, alles zu. Der Hunger wurde stärker, aber ich hatte
keine Lust, in den Taschen nach den Müsliriegeln zu wühlen. Nun gut, bis Malaucene
waren es ja nur noch 12, 13 Kilometer und ein paar kleine Hügel. Und die Grenze
zwischen zwei Regionen, Rhône–Alpes verließ ich und Provence–Alpes–Cote-d'Azur betrat
ich. Trotzdem fielen mir die kleinen Hügel ungewöhnlich schwer, auch mit der leichten
Steigung hinein nach Malaucene musste ich seltsam kämpfen. Des Rätsels Lösung: eine schöne
Unterzuckerung. Glücklicherweise machte der SuperU gerade auf, da konnte ich
die kohlenhydratreiche Rettung kaufen. |
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Die Unterzuckerung ist mit Trinkjoghurt und Montélimar-Nougat behoben worden,
eine kleine Passanten-Beobachtungspause habe ich noch drangehängt, dann ging es weiter,
auf dem schnellsten Weg nach Bédoin. Nun, nicht ganz auf dem kürzesten, einen kleinen
Umweg über Caromb schob ich ein, zur Höhenmetervermeidung. Doch dann war ich da,
schon am Kreisel vor dem Ortseingang wird ganz deutlich, worum es hier geht. Campingplätze gibt es viele. Ich entschied mich für "La Garenne", der war a) schon offen und b) konnte man zu Fuß in den Ort, zum Pétit Casino und zum den ganzen Restaurants (schließlich wollte ich mir mal wieder was gönnen). Wie auf den anderen Campingplätzen bisher auch war ich einer der wenigen Gäste, Vorsaison. Etwas schwierig war es, einen geeigneten Stellplatz für das Zelt zu finden, die Gegner hießen Sand, Ameisen und Schotter. Aber zwei Nächte für 11 EUR, da kann man nicht meckern. Der Berg ist hier allgegenwärtig, Fahrradverleihe, Postkarten, Straßenschilder mit den durchschnittlichen Steigungsangaben für den nächsten Kilometer ... und natürlich thront er selbst über dem Dorf. Abends machte ich einen Spaziergang durch den Ort, eine Pizza gab es (warum eigentlich nicht mal was anderes? Hm, das nächste Mal) und Zeitunglesen im Zelt. Dann die mentale Vorbereitung auf die Königsetappe, hinauf auf den Mont Ventoux – Augen zu und einschlafen. |
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