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Donnerstag, 24.5.2007 – 3. Etappe
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Aufwachen im Zelt: immer noch alles trocken, sehr beruhigend. Im
Aufenthaltsraum des Campingplatzes lud ich mein Handy auf (warum bin ich nicht
schon gestern abend auf die Idee gekommen), frühstückte und wartete darauf, dass der
Ladevorgang abgeschlossen werden konnte. Start war schließlich um kurz vor neun.
Für heute nahm ich mir eine Freiberge-Runde vor, ohne Gepäck, also konnten auch
ein paar Höhenmeter integriert werden, ein Ab-und-auf-und-ab-und-auf nach
Frankreich und zurück. Für die ersten Kilometer nahm ich die Juraroute, da waren Kartenlesestopps unnötig. Ohne nennenswerten Höhenverlust oder -gewinn fuhr ich in Richtung Mont Soleil. Schon früh tauchte der Chasseral auf, den wollte ich heute aber rechts liegen lassen – die Sicht war nicht sehr gut, sonst hätte sich dieser Abstecher gelohnt, wegen des Blicks über das Mittelland auf die Alpen. So blieb es also bei der zweiten Kette des Jura und dem Mont Soleil. |
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Der Mont Soleil liegt im Kanton Bern, in dessen französischsprachigen Teil.
Berühmt ist er wegen des 1992 eröffneten photovoltaischen Sonnenkraftwerks, damals das
größte Europas. Klar, wenn er schon Sonnenberg heißt. Vom Chasseral trennt ihn nur
das Tal von St. Imier, auf seiner Rückseite geht er in die Freiberge über, die Franches
Montagnes. Für mich eine der schönsten Landschaften der Schweiz, ein leicht welliges
Hochplateau auf etwa 1.000 m, dominiert von Tannen und Fichten sowie Weideland.
Auch zum Rennradfahren sicher eine sehr schöne Gegend, denn neben Weiden, Tannen und
Fichten gibt es schöne, kleine, verkehrsarme Sträßchen. |
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Auf so einer fuhr ich vom Mont Soleil nach Les Breuleux, einer Kleinstadt
mitten in der Hochebene. Radfahren macht richtig Spaß hier, zumal auch das Wetter
mitspielte, immer noch strahlend blauer Himmel ohne eine Wolke. Weiter fuhr ich über
Les Reussilles in Richtung Saignelégier, immer auf ca. 1.000 m Höhe, und es machte
immer noch Spaß. In Le Bémont gibt es eine Jugendherberge, der wollte ich einen
Besuch abstatten und vielleicht im Juli mit dem Rennrad für ein paar Tage einchecken. |
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Kein Problem, hieß es, einfach kurz vorher anrufen. Das werde ich tun. Nun
meldete sich endgültig der Hunger, ich machte mich auf die zwei Kilometer nach
Saignelégier, stattete dem örtlichen Coop einen Besuch ab und fand schließlich eine Bank
Bank am Bahnhof, die als Raststätte geeignet war. Saignelégier ist der Hauptort der
Franches Montagnes, zudem der größte, mit seinen immerhin 2.155 Einwohnern. Irgendwann
werde ich dieser Gegend im Winter einen Besuch abstatten, die Freiberge sind eine
großartige Langlaufregion. Wenn es Schnee hat. Davon war ich heute allerdings
weit entfernt, es war richtig heiß, daher hatte ich genügend kalte Getränke vom Coop
mit zu der Bank am Bahnhof gebracht. Zeitunglesen, Essen, eine Postkarte schreiben,
dann packte ich alles zusammen und machte mich auf die Weiterfahrt. |
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So, nun konnte der anstrengende Teil der Etappe beginnen. Die Doubs-Berg-und-
Tal-Fahrt. Ein Rückblickfoto noch auf Saignelégier, dann Les Pommerats, auf einer
Nebenstraße rollte ich ins Tal. Leider meist ohne Aussicht, die Hänge des Doubs-Tals
sind fast überall bewaldet. Außerdem war ich mich nicht völlig sicher, den richtigen
Weg getroffen zu haben, war doch die Beschilderung eher spärlich. Aber es stimmte.
Le Goumois heißt der Ort unten, auf beiden Seiten vom Fluss. Die Brücke ist die
Grenze (huch, welch beinahe philosophischer Satz), drüben ist Frankreich. Und für mich
ist Frankreich heute nur ein kurzes Zwischenhoch auf dem Weg zurück ins Tal und wieder
hoch in die Schweiz. Doch ausnahmsweise ein Zwischenhoch mit Aussicht. Bis Charmauvillers
boten sich häufig schöne Blicke ins Tal und auf die andere Seite nach Le Noirmont.
Heiß war es immer noch, schwitzen durfte ich wieder ordentlich. |
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Das Zwischenhoch heißt also Charmauvillers, von dort ging es zurück ins Tal
des Doubs. Und wie! 20 % steht auf der Michelin-Karte und ich habe keinen Grund, an
dieser Angabe zu zweifeln. Zum Glück war ich ohne Gepäck unterwegs, wenn ich mir vorstelle,
25 kg mehr abbremsen zu müssen ... Natürlich ging es wieder im Wald runter, natürlich
wieder ohne nennenswerte Aussicht. Nur von oben, von Chaurmauvillers, war Le Noirmont
auf der gegenüberliegenden Seite zu erkennen, ohne den tiefen Einschnitt, der diese
beiden Orte trennte. Der "Ort" unten (ein Kapelle, zwei Häuser) heißt La Gaule, über
eine Brücke fuhr ich zurück in die Schweiz. Und dann ging es bergauf, auch ordentlich,
auch hier war ich froh, kein Gepäck dabei zu haben. Erst wieder fast ganz oben
hatte man etwas mehr Sicht auf die gegenüberliegenden Hänge, aber da war ich schon fast
in Le Noirmont. Dort stürmte ich den Coop und griff mir das nächstbeste kalte Getränk Nach La Chaux-de-Fonds waren es noch 20 km, ich hoffte, weitgehend steigungslose. Okay, es waren dann doch nochmal 200 Höhenmeter Berg-und-Talfahrt, aber das war kein Problem. Beängstigend wirkten dagegen die sehr dunklen Wolken mit den hellen Blitzen, die sich vor mir aufbauten. Hoffentlich reicht das noch, um trocken nach La Chaux-de-Fonds zu kommen. Es reichte. Wurde zwar kühl, ein paar Tropfen bekam ich auch ab, aber das meiste zog vorüber. In der Stadt suchte ich zunächst das schon bekannte Migros-Einkaufszentrum auf, dann quälte ich mich ein zweites Mal hinauf zum Campingplatz. Das vergaß ich gestern zu erwähnen: Die Straße vom Bahnhof zum Campingplatz ist sehr steil! |
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Am Campingplatz gab es Dusche, Trikot- und Hose-Waschen, Abendessen und
dann ging es in den Ausgang. Zunächst auf den Espacité-Turm, mit einem Rundumblick
über die Stadt. Und der ist interessant, denn La Chaux-de-Fonds ist eine für die
Schweiz außergewöhnliche Stadt. Ende des 18. Jahrhunderts völlig abgebrannt, wurde sie
im Schachbrettmuster wieder aufgebaut. Heute kann man ein fast einzigartiges
geschlossenes Ortsbild aus dem 19. Jahrhundert bewundern – dies plante ich für morgen
früh, denn heute Abend ging es ins Stadion. |
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Zum Stadion fuhr ich mit dem Bus, immer den Massen hinterher. Irgendwie
war es aber nicht richtig ausverkauft. 370 Zuschauer verkündete der Stadionsprecher
stolz gegen Ende des Spiels, er hatte sie wahrscheinlich selbst handgezählt. Darunter
fünf stolze Fans aus Chiasso, die bei ihrem Einzug von einem Security-Menschen
begleitet und den ganzen Abend nicht mehr aus den Augen gelassen wurden. Das Spiel ist schnell erzählt: Ein typisches Letzter-Spieltag-es-geht-um-nichts-mehr-Spiel, 4:1 für La Chaux-de-Fonds (die Quote Tor pro Zuschauer war also ziemlich hoch). Immerhin waren die fünf Tore ein würdiger Auftakt meiner Challenge-League-Trilogie, die sich morgen in Yverdon und übermorgen in Baulmes fortsetzen sollte. |
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