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Freitag, 25.5.2007 – 4. Etappe
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Der Terminplan der Challenge-League legte mein heutiges Etappenziel fest:
Yverdon. Das war allerdings kein großes Problem, falls es nicht zu stark gewittert
am Nachmittag, sollte ich das schaffen. Brutto ging es ja mehr bergab als bergauf. Und
Zeit für eine Stadtrundfahrt in La Chaux-de-Fonds blieb auch, die wollte ich mir
auf keinen Fall entgehen lassen, ist schließlich eine außergewöhnliche Stadt. Vom
Tourismusamt hatte ich einen Prospekt mit einer Route für einen Stadtrundgang und
einigen Informationen zu ausgewählten Jugendstilhäusern, daran hielt ich mich
weitgehend. Zunächst machte ich noch ein Foto vom Espacité-Turm, aus dessen 14. Stock ich gestern die Luftbilder schoss. Erste Station danach war das Geburtshaus von Charles Edouard Jeanneret-Gris, besser bekannt als Le Corbusier. Anschließend standen einige seiner Werke auf dem Programm, die er in den frühen Jahren seines Schaffens in seiner Heimatstadt verwirklichte. Doch zunächst war eine Reparatur angesagt: Die Idee, den Verschluss des Zeltsacks nicht wie bisher um die Sattelstütze zu schließen, war keine Gute ... |
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Die Reparatur erfolgte direkt vor einem der Frühwerke Le Corbusiers, der
Villa Turque. Es war sein letzter Bau in La Chaux-de-Fonds, bevor er nach Paris ging.
Heute wird es von der Uhrenfirma Ebel als repräsentatives Gesellschaftshaus genutzt,
einmal im Monat ist es für die Öffentlichkeit geöffnet. Heute aber nicht, so fuhr ich
weiter, die beeindruckende Rue du Nord in Richtung Nordosten. Mehr als in der Innenstadt
fällt hier das homogene Ortsbild aus dem 19. Jahrhundert auf, hin und wieder
verziert mit etwas Jugendstil. |
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Zum Abschluss dieser kurzen Stadtrundfahrt standen zwei weitere Häuser
von Le Corbusier auf dem Programm, beide am Ortsrand, fast im Wald. Zum einen
die Villa Fallet, eines seiner ersten Häuser, zum anderen das Maison Blanche,
das Haus, das Le Corbusier für seine Eltern baute. Statt weiterer Worte eines
architektonischen Laien nun lieber Bilder: |
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Eigentlich schon auf Weiterfahrt eingestellt, sah ich durch Zufall ein weiteres
Baudenkmal, die alte usine électrique. Großartige Industriearchitektur aus dem
beginnenden 20. Jahrhundert, heute offensichtlich als Veranstaltungshalle genutzt.
Natürlich fotografierte ich, doch dann juckte es wirklich in den Beinen, ich wollte
weiter. Und musste auch ein wenig, hatte ich doch heute abend einen Termin im
Stadion von Yverdon. |
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Nun aber los. Bis Le Locle ist es nicht weit, die Stadt, ähnlich wie
La Chaux-de-Fonds abgebrannt und planmäßig wieder aufgebaut, ist eines der
Zentren der Schweizer Uhrenindustrie. Allerdings verzichte ich darauf, ein lokales
Produkt zu kaufen, sondern kehrte nur in der örtlichen Migros ein, um mein Mittagessen
zu kaufen – das wollte ich zwar erst später zu mir nehmen, doch in den Hochlagen
des Jura befürchtete ich Versorgungsengpässe. Zeit, um das Rathaus von Le Locle zu
fotografieren, hatte ich dennoch. |
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Von Le Locle ging es erstmal hoch, ins Hochtal von La Brévine. Eine Gegend,
auf die ich mich schon länger freute. Natürlich darf der Sibirien-Hinweis nicht fehlen,
ist doch La Brévine de Ort, an dem die tiefste je an einer offiziellen Messstation
gemessene Temperatur registriert wurde: am 12. Januar 1987 mit -41,8 Grad. Heute war es
ca. 65 Grad wärmer, und schön sonnig. Und schön ist das Tal wirklich, ziemlich
flach, weit, grüne Wiesen (genaugenommen Jurahochweiden), kleine Dörfer, einzelne Höfe,
ein See, dunkle Tannen ... okay, Fichten, und kaum Verkehr. Wer will schon hier hin?
Ich. Der Winter muss klasse sein hier, schneereich und kalt. |
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Über einen kleinen Pass kam ich ins nächste Hochtal, das Val de Travers.
Schon etwas belebter, mit einer Eisenbahnlinie nach Frankreich, und einer Durchgangsstraße,
auch nach Frankreich (Pontarlier). Berühmt ist das Val de Travers durch die Absinthproduktion,
die allerdings weiter talabwärts, in Couvet, ihr Zentrum hatte (und wieder hat, nachdem
das Absinth-Verbot 1999 aufgehoben wurde). Für mich nicht von größerem Interesse,
Mitbringselkaufen war noch nicht angesagt, das hätte ich ja noch hunderte Kilometer
mitschleppen müssen, und auch für die Fahrradflasche ist der Absinth im Zeitalter
der allgegenwärtigen Dopingkontrollen eher ungeeignet Les Verrières hieß der Ort, den ich auserkoren hatte, mich zur Mittagspause beherbergen zu dürfen. Schnee muss es hier wirklich geben, stellte ich in der Nähe des Bahnhofs fest, siehe das Bild unten links. Aber jetzt war es doch heiß, ich suchte einen Platz im Schatten und fand ihn unter einem Baum. Essen, trinken, lesen und dann weiterfahren, wieder hinauf, ins nächste Tal. Bald war ich wieder auf der Veloroute 7, der Juraroute, der ich bis L'Auberson folgte. Von dort nahm ich den direkten Weg nach Ste. Croix, über den Col des Etroits, vorbei an Panzersperren. Einst sollten sie Hitlers Panzer fernhalten, doch nun kommt der Deutsche aus Frankfurt unbehelligt durch... |
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Jetzt ging es nur noch bergab. Rasant durch Ste. Croix, die gut ausgebaute
Panoramastraße des waadtländer Jura-Balkons mit ihren Serpentinen rollte ich bergab,
leider ohne den wirklichen Panoramablick. Heiß war es, diesig, viel weiter als bis zum
nahen Yverdon konnte man das Auge nicht schweifen lassen, oder doch, aber dann sah
man nicht viel. Auf jeden Fall keine Alpen. Schade. |
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Kurz vor Yverdon, direkt an der Autobahnabfahrt, befindet sich ein Gewerbegebiet
französischen Ausmaßes, in die Migros kehrte ich ein. Verpflegung für den Abend,
eine Erste-Hilfe-Decke als Zeltunterlage, und weiter gings in die Stadt, in
Richtung Campingplatz. Der befindet sich direkt am See, unweit des Expo-Geländes (von der
Expo 02 war nichts mehr zu sehen). Zwei Nächte wollte ich bleiben, bekam einen Platz
zwischen Dauercampern direkt am Ufer zugeteilt. Das war ja schon mal schön. Netter
Essensplatz, sozusagen auf der Zuschauertribüne für die Tauchvorführungen eines der
örtlichen Schwäne. |
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Weit ist der Weg nicht vom Campingplatz ins Stadion, schon beim Zeltaufbauen
hörte ich die Mikrofontests des Stadionsprechers. Kurz vor Spielbeginn machte ich mich
auf den Weg, kaufte ein Ticket und ließ mich in der Sonne auf der Stahlrohrtribüne
brutzeln. Die 14jährigen Yverdon-Ultras machten "mächtig" Stimmung, das Spiel war eher
mau. Auch mein zahnloser, alkoholisierter Nachbar konnte mich nicht vom Gegenteil
überzeugen – habe ihn ja auch nicht mal ansatzweise verstanden Leider gewann Yverdon-Sports vor 670 Zuschauern (schon eine Steigerung gegenüber gestern) gegen den FC Concordia Basel, der meine Sympathie dank des Vornamens hatte. Aber sie schossen halt nur ein Tor, die Romands aus Yverdon dagegen zwei. Mehr gibt es nicht zu berichten von diesem Spiel, außer, dass der einzige Spieler, den ich kannte, André Muff, der früher für den FC Basel spielte, ein ziemlich arroganter und unfairer Spieler ist. Auch mal nett, sowas aus der Nähe zu sehen. |
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Nach dem Spiel wollte ich nicht direkt zurück zum Campingplatz, da machte
ich noch einen kleinen Stadtrundgang. Groß ist die Innenstadt ja nicht, da ist man schnell
durch. Aber belebt war es schon, viele Cafés und Restaurants waren voll, die warmen
Temperaturen zogen die Menschen auf die Straße. |
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