www.montivagus.de | |
Pässe in der Schweiz . Pässe in Frankreich . Pässe in Italien . Pässeliste . Touren | |
News . Sitemap . Impressum . Links . E-Mail . Forum . Off-topic |
Sonntag, 3.6.2007 – 9. Etappe
|
Mein ein paar klitzekleinen Kreuzschmerzen wachte ich auf, war schon eine
sehr weiche Matratze. Dafür ist das Frühstück um Welten besser als das vor einigen Wochen
in Villard-de-Lans, eine ordentliche Grundlage für die zwei Pässe heute. Sonnencreme,
Fahrradpacken, und los geht es. Und zwar ohne einen Meter einrollen sofort bergauf, zunächst im Ort, dann in Serpentinen die erste Steilstufe. Kurze Pause, um das übliche Foto zu schießen, und weiter geht es. Schon morgens ist es ziemlich warm, dazu noch relativ klar unter einem wolkenlosen Himmel. |
|
|
Vorbei an Motta Bartola, durch unter der und über die neue Straße, stetig
ging es bergauf, der Tremola entgegen. Vorher machte ich noch ein Pause, um das
Straßengewirr um die Motta Bartola und den Blick in die obere Leventina zu
fotografieren, dann fuhr ich ein paar Meter weiter und stand vor einer verschlossenen
Schranke. Die Tremola war also gesperrt. Mir sind jedoch vorhin Radfahrer entgegengekommen,
die dort herunter gefahren sein mussten, da zögerte ich nicht, unter der Schranke
durchzukriechen und trotzdem hochzufahren. Immerhin war die Straße mir und ich hatte keinen
unangenehmen Kontakt mit Motorrädern oder Autos zu befürchten (ehrlichgesagt hatte ich
auch auf den nichtgesperrten Pässen in diesem Jahr noch keinen solchen unangenehmen
Kontakt). |
|
|
Warum sie gesperrt war, merkte ich nach einigen Serpentinen: Es lag noch
Schnee auf der Straße. Doch durch die ersten Schneeflecken konnte ich noch locker
durchfahren. Die "Architektur" der Tremola fasziniert mich immer wieder; da steckt
doch mehr dahinter als bei der hingeklotzten neuen Straße. Macht auch mehr Spaß zum Fahren
(bergauf, bergab ist das mit dem Kopfsteinpflaster so eine Sache), da man durch
die Serpentinen sehr schnell an Höhe gewinnt und den Fortschritt greifen kann. Sowas
ist mir viel lieber als eine lange, gerade Steigung an einem Hang, wie z. B. auf der
Ostseite des Sustenpasses. |
|
|
|
In der Tat, wie vermutet hatte ich die Straße ganz für mich alleine. Eine
neue, nette Erfahrung. Weiter oben wurden die Schneefelder größer, kurz vor der Passhöhe
musste ich dann ca. 200 m durch den Schnee schieben, war zwar etwas anstrengend, aber
letztlich auch kein Problem. Es kam sogar ein bisschen Ski-feeling auf, da ich, um wieder
in die Bindung (= in die Pedale) zu kommen, erst den Schuh vom Schnee befreien musste. |
|
|
Um 11 Uhr erreichte ich die Passhöhe, mit einem Schnitt von 8,14 km/h... Oben
fragte mich ein Radfahrer, ob man durch die Tremola hinunterfahren konnte, was ja eine
sinnvolle Frage war, aber überrascht war ich, gesiezt zu werden. Ist mir unter Reiseradlern
auch noch nicht passiert. So alt sehe ich doch gar nicht aus... Oben machte ich Mittagspause, fotografierte das total verklebte Passschild und besuchte zum ersten Mal das Museum zur Passgeschichte im alten Gotthardhospiz. Das war interesant, mehr Informationen gibt es unter www.gotthard-hospiz.ch oder natürlich auch auf diesen Seiten hier. Zu dem Rummel auf der Passhöhe hatte ich mich ja an anderer Stelle schon geäußert, das muss ich nicht jedesmal wiederholen. Ist halt so. |
|
Vor der Abfahrt nach Hospental fuhr ich noch ein paar Meter auf der neuen
Passstraße in Richtung Mailand, um Fotos von der Tremola zu machen. Die gibt es unter
diesem Absatz. Von der Straße hat man zudem einen schönen Überblick über die
Passlandschaft mit See, Hospiz, Hotel, Parkplätzen, Andenkenbuden etc. Auch das habe
ich fotografiert. |
|
|
|
Der frisch gefallene Schnee (er fiel, als ich Lausanne im Regen besuchte)
schmolz schon wieder stark ab, das gab der Landschaft einen eigenen Reiz. Wie ein riesiger
Flickenteppich sah es hier oben aus, weiß-braun gemustert, das war auch ein paar
Fotos wert. |
|
|
Die Abfahrt auf der gut ausgebauten Gotthardstraße nach Hospental
war wie immer kein Problem und schnell bewältigt. Leichte Zweifel, ob vielleicht
auch der Furkapass gesperrt sein könnte, verflogen rasch, und getrieben vom
Rückenwind (ja, auch sowas gibt es) war ich ratzfatz in Realp. Doch da war erstmal
Schluss mit Ratzfatz, knappe 900 Höhenmeter bremsen schon ein bisschen.
Die ersten Serpentinen über Realp sind das steilste Stück des Furka von dieser
Seite, ich setzte mir Ziele, an denen in Pausen machen wollte. Natürlich solche mit
schönen Fotoplätzen. Denn der Blick ins Urserental bis zum Oberalppass ist immer wieder
schön, und immer wieder neu, je nach Wetter, Jahreszeit, Schneelage etc. Und eines
der für mich schönsten Bilder dieser Tour habe ich hier geschossen, das unten links,
betitelt mit "Fahrrad und Urserental II". |
|
|
Das Hotel Galenstock auf 1.995 m ist eine wichtige Marke auf dem Ostanstieg
des Furkapasses. Blickte ich bisher hauptsächlich zurück ins Urserental, richtet sich der
Blick nun nach oben, zur Passhöhe. Und es wurde heller, denn ich war nun oberhalb der
"Schneegrenze". Die Sonne schien, der Schnee schmolz und ich quälte mich nach oben.
Teilweise mit einer Geschwindigkeit, die ich beim Joggen locker übertreffe, die Idee,
noch den Grimselpass zu bezwingen, legte ich in diesen Minuten ad acta. Lieber bis
nach Brig rollen. Beim Hotel Tiefenbach machte ich nochmal eine Pause, dann kam der
Endspurt. |
|
|
Irgendwie schafft man alles, auch den Furkapass. Die zwei Serpentinen unterhalb
der Passhöhe nahm ich mit links (wie geht denn das?) und die letzten Meter zum Passschild
sind jedesmal wieder ein Genuss. Fast bretteben ist die Straße, mit knapp 20 km/h erreichte
ich das ersehnte Ziel. Fotos müssen sein, klar, die Passfotos und Panoramablicke zurück
nach Uri und voraus ins Wallis. Die Gipfel des Berner Oberlandes steckten in den Wolken,
also war der Verzicht auf den Grimselpass und die Oberaarstraße nicht ganz so schlimm.
Und aufgeschoben ist nicht aufgehoben, die Oberaarstraße bleibt ganz oben auf meiner
To-do-Liste für die Schweiz. |
|
|
|
Dann die Abfahrt. Natürlich auch nicht neu, der Furka ist nun mal einer
meiner meistgefahren Pässe. Trotzdem immer wieder beeindruckend ist es, wie schnell
sich der Rhônegletscher zurückzieht. Ich kann mich noch erinnern, von der Serpentine
beim Hotel Bélvèdere fast direkt in die Eisgrotte gehen zu können, jetzt kann man
den Gletscher von dort fast nicht mehr sehen. Und dass man von der Passhöhe ins Goms
blicken kann, das Ende der Landebahn des ehemaligen Militärflughafens von Ulrichen
erkennt, ist mir bisher nie aufgefallen. Umkehrschluss: Dann muss man von unten ja auch
die Passhöhe sehen können. Da muss ich mal drauf achten. |
|
Weiter ging es mit dem Bremsenbelastungstest. Fast ohne Stopp bis Gletsch, dann
weiter nach Oberwald. Natürlich habe ich zum x-ten mal die klassischen Fotos gemacht,
der Furkapass von Gletsch, die Kehren des Grimselpasses etc. Nichts wirklich neues. In
Gletsch beginnt ein Naturpfad, der auf Hinweistafel u. a. das Abschmelzen des
Rhônegletschers thematisiert. Wenn man sich da die Bilder aus den 80er Jahren des 19.
Jahrhunderts anschaut, dann weiß man, warum die Straße auf den Furkapass von Gletsch
in Richtung Uri nicht auf dem Talboden verläuft ... |
|
|
In Oberwald zog ich erstmal die Winterjacke aus, es war ja Sommer. Und
sobald ich wieder in die Pedale treten musste, wurde es warm. Gute 40 km musste
ich noch bis Brig zurücklegen, zunächst fuhr ich aber nur bis Ulrichen. Hier war
ich im Winter eine Woche zum langlaufen, daher wusste ich um den kleinen Laden, der
auch sonntags geöffnet hatte und wo ich mir ein Eis und eine Cola-light genehmigte.
Dann schaute ich mich ein wenig im Ort um, sieht ja im Sommer schon anders aus als
im Winter. Genug gesehen, weiter ging es. |
|
Im oberen Goms kämpfte ich ein wenig gegen den Wind, allerdings nicht
lange, dann ging es bergab in Richtung Brig. In Fiesch dann ein Fehler: einen
Coop-pronto ließ ich rechts liegen, in der Hoffnung auf Brig. Dort kam ich um 17:40
am Bahnhof an, fand natürlich keinen Coop-pronto und machte mich mit relativ
wenig Essbarem zum Campingplatz auf. Dort gab es glücklicherweise einen kleinen Laden,
das Abendessen war also gerettet. Und ich durfte endlich mal wieder das Zelt aufbauen!
Und Wäsche waschen! Über den Zaun zwischen Campingplatz und Spazierweg an der Saltina
hatte ich mich schon das letzte Mal aufgeregt, trennte er mich doch von der
bequemen Bank und zwang mich zum unbequemen Essen auf der Wiese. Aber, was solls,
Hotels hatte ich genug und beim Zelten ist nun mal nicht alles perfekt. Auf dem anschließenden Stadtspaziergang durch Brig entdeckte ich einen kleinen Supermarkt im Bahnhof, den ich eigentlich kannte, aber wohl verdrängt hatte. Nun gut, zu spät. Der übliche Besuch im Stockalperschloss, dann legte ich mich bald in den Schlafsack, war ja keine billige Strecke heute ... |
|
|