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Montag, 2.6.2008 – 7. Etappe
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Also der Klausenpass. Erstmal Frühstück am Campingplatz, ziemlich windig war es,
das hatte den Vorteil dass das Zelt schön trocken wurde. Auch der Boden war trocken,
also kein feuchtes Zelt im Packsack. Dass das wichtig werden würde, wusste ich natürlich
noch nicht, aber dies war tatsächlich die letzte Nacht im Zelt. Das letzte Frühstück auf
einem Campingplatz genoss ich bei Sonnenschein und schönem Blick über den Walensee. |
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Dann ging es los, mit erfreulichem Rückenwind durch den Kanton Glarus.
In der Hauptstadt kurze Pause bei der Migros, Verpflegung kaufen und eine NZZ.
Weiter auf der Veloroute 4 in Richtung Klausenpass. Der Weg führte abseits der Straße
durch das Tal, meist asphaltiert, manchmal nicht, dennoch immer gut zu fahren (vielleicht
auch wegen des Rückenwinds). Glarus ist ein Bergkanton, dennoch bis heute der am stärksten industrialisierte Kanton der Schweiz. Und das merkt man auch, wenn man durchfährt: viele Fabrikhallen, meist kleine bis mittelgroße. Und was man auch merkt: viele stehen leer. Die große Zeit der Industrie im Glarnerland liegt ist vorbei, es war zunächst die Textilindustrie, dann auch nach dem zweiten Weltkrieg die Metall- und Maschinenbauindustrie. Der Textilindustrie erging es hier wie fast überall in Mitteleuropa, die ausländische Konkurrenz wurde zu stark. In den letzten Jahren hat, an Beschäftigtenzahlen gemessen, der Dienstleistungssektor den Industriesektor überholt. Damit soll dieser kleine Exkurs beendet sein, doch manchmal sind die Hintergründe zu dem, was man so auf der Reise sieht, ja nicht völlig uninteressant. |
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In Linthal vor dem Anstieg war die Zeit für eine Mittagspause gekommen. Na
gut, es war erst 11 Uhr, also war es nicht wirklich die Zeit, die gekommen war, sondern
vor allem die Notwendigkeit, vor dem Anstieg die Energiespeicher zu füllen. Das tat ich,
las dabei die NZZ, und sorgte mich ein wenig um das Wetter, das nun doch in den nächsten
Tagen schweizweit schlecht werden sollte. Hm, vielleicht heute bis Altdorf, morgen
dann nach Luzern und dort den prognostizierten total verregneten Mittwoch als zweiten
Ruhetag einlegen? Noch schien die Sonne, und erstmal ging es bergauf. Die erste Stufe bis zum Urnerboden machte schon die Hälfte des Anstiegs aus. Zunächst Serpentinen, um am Hang des Linthtals schnell höhe zu gewinnen, dann folgte ein längeres Stück im Wald bis zur Kantonsgrenze der Kantone Uri und Glarus. Die Serpentinen am Anfang boten jedoch schöne Blicke über das Tal und in die Tödiregion. |
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Die Geschichte zur Kantonsgrenze ist im Artikel über den
Klausenpass nachzulesen. Ich genoss erstmal die
Erholung im Urnerboden. Unvermittelt weitete sich das Tal, die Straße führte durch
Wiesen auf eine kleine Häusergruppe zu, die nächste Steigungsaufgabe drohte erst weit
hinten. Der Urnerboden. Ich war nicht zum ersten Mal hier, schön ist es immer wieder. Ein Hochtal auf knapp 1.400 m Höhe, die größte Alp der Schweiz. Er gehört politisch zur Gemeinde Spirigen auf der anderen Seite des Passes, die Bauern bringen ihre Kühe im Sommer zum Weiden über den Pass. Auch im Winter ist die kleine Siedlung bewohnt, allerdings nur von wenigen Menschen. Ein recht schneesicheres Langlaufgebiet sichert ein Auskommen. |
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Lange Pause machen wollte ich nicht, das Wetter wurde merklich schlechter.
Kühler, windiger und die Sonne verschwand, die Wolken sahen so aus, als ob es nicht
trocken bleiben würde. Also machte ich mich schnell wieder aufs Rad, um auf den
Pass zu kommen. Zunächst kam eine kleine Serpentinengruppe, dann ging es in den
imposanten Talkessel Klus. Von dem über 3.000 m hohen Clariden sah ich heute nichts,
dafür war der Wasserfall beeindruckend, viel Schmelzwasser sorgte für ordentlichen
Druck. |
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Knappe 300 Höhenmeter musste ich bis zur ersten "richtige" Passhöhe
dieser Tour noch schaffen. Unterbrochen wurden sie von einigen Fotostopps; die
Schneereste sahen beeindruckend aus, natürlich musste auch immer wieder der Blick auf
den Urnerboden auf die SD-Karte. Ein Murmeltier hörte und sah ich, das war allerdings
zu klein, um auf irgendeinem der Fotos gesehen werden zu können. |
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Die letzten Meter noch, immer wieder schön, zurückzuschauen und zu sehen,
was man alles schon geschafft hat. Nicht so schön der Blick zum Himmel, heute war
wohl ein Hotel in Altdorf angesagt, für den Campingplatz könnte es zu nass werden.
Nun ja, das wollte ich dann vor Ort entscheiden. Zunächst mal auf die Passhöhe! |
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Dort angekommen gestaltete sich die Aufnahme des obligatorischen Passfotos etwas
schwierig, das Passschild war noch nicht völlig freigeschmolzen. Aber ich war ja schon ein
paar Mal hier oben. Diesmal blieb ich nicht sehr lange, zog zum ersten Mal die Winterjacke an
und machte mich auf die Abfahrt. Die Sonne kam wieder zum Vorschein, doch im Westen und
Süden hingen dicke Wolken, dass es heute regenfrei blieb, konnte ich höchstens hoffen. |
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Auf dem Parkplatz des Hotels Klausenpass hielt ich wieder an, der
nächste Fotostopp. Der Blick über die letzten Kehren des Passes, über die
Hochfläche bis zum Abriss des Talkessels des Schächental war es wert. |
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Der nächste Abschnitt ist der spektakulärste der Westseite des Klausenpasses.
Das Gelände bricht jäh ab, mehrere hundert Meter hinunter ins Schächental. Wasserfälle,
Felswände, alles, was dazugehört, ist da. Die Straße ist hier sehr schmal, am Abhang
gebaut und kurvig, also nicht ungefährlich, es gab schon schwere Unfälle. Dennoch
ist die Landschaft natürlich großartig, und so kam es, dass ich dauernd stehenbleiben
musste, um Fotos zu machen. Immer mit der Hoffnung, dass der Akku der Kamera hält, denn
der war schon einige Zeit auf Alarm und ich wollte den Ersatzakku nicht aus irgendeiner
Tasche kramen – natürlich wusste ich nicht mehr, wo ich ihn hingepackt hatte. Nach zwei
Serpentinen war ich schließlich unten in Unterschächen, dort bekam ich dann die
ersten Tropfen ab. Glücklicherweise war es noch recht warm, und ein intensiver Schauer
war es auch nicht. |
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Ab Unterschächen ging es auf einer unnötigen und störenden Gegensteigung
wieder ein wenig bergauf, von Spirigen dann aber nur noch hinunter bis Altdorf. Kurz
vor Altdorf liegt Bürglen, die Heimat Wilhelm Tells, natürlich musste ich ihn in seinem
Heimatort fotografieren. |
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Kaum verließ ich in Altdorf die Migros, begann der Regen. Also,
letzte Zweifel beseitigt, ein Hotel musste gesucht werden. Nicht so schwer, es gab
einige. Das Bahnhofshotel lag allerdings zu weit weg vom Schuss, das Hotel Reiser dafür
mitten in der "City". Das nahm ich, bekam ein großes Zimmer mit Blick auf das Telldenkmal.
Sehr schön. Und einen Fernseher, gut für die Wettervorhersagen. Duschen, und als
echter Radsportler musste ich mir mal wieder die Beine rasieren … dies tat ich
jedoch etwas zu rasant, hobelte am Knöchel ein Stück Haut mit ab und blutete wie ein …
ziemlich stark. |
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Mit Handtuch, Tapeband etc. konnte ich die Blutung stillen, abendessen und
fernsehen. Die Einbürgerungsinitiative der SVP wurde abgelehnt, Milchbauern streikten und
verschenkten Milch vor Supermärkten und es sollte morgen durchwachsen und übermorgen
regnerisch werden. Also plante ich, wie schon überlegt, mit einer Flachetappe nach
Luzern zu fahren, dort einen Ruhetag einzulegen (Verkehrsmuseum!) und dann mit dem
Zug ins langfristprognosesonnige Tessin zu fahren. Doch erstmal schlafen im gemütlichen
Hotelbett. |
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