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10.6.2008

Übersicht Tour Mai/Juni 2008

12.6.2008

Mittwoch, 11.6.2008 – 14. Etappe

Tageskilometer: 67,9 Tageshöhenmeter: 975 Tagessattelstunden: 4:37
Tourkilometer: 1.459,1 Tourhöhenmeter: 8.996 Toursattelstunden: 69:45
Route: Ilanz – Versam – Bonaduz – Thusis – Andeer – Splügen
Wetter: Vormittags trocken, bewölkt, nachmittags Regenschauer
Unterkunft: Hotel Suretta in Splügen
In der Nacht gab es dann schon den einen oder anderen Gewitterschauer, vielleicht war es doch gar nicht so schlimm, dass es in Ilanz keinen Campingplatz mehr gab. Zwei Tage hatte ich noch zur Verfügung, heute und morgen, am Freitag, den 13. musste ich zurückfahren. Und wieder mal prophezeite die NZZ das beste Wetter fürs Tessin, also beschloss ich, über den Splügen oder den San Bernardino dorthin zurückzufahren. Splügen, falls es heute gut lief und ich noch drüber kam, San Bernardino, falls es heute nachmittag tatsächlich zu regnen anfangen sollte und ich nur bis Splügen (Dorf) kam.
Wolkenfetzen
Kurz hinter Ilanz, auf dem Weg nach Valendas
Ilanz
Rückblick auf Ilanz und einen Berg
(Cavistrau?)
Castrisch
Castrisch
Wolken
Wolken über der Rheinschlucht
Ich bezweifelte, dass ich trocken bleiben würde. Der Blick nach vorne fiel auf immer dickere und grauere Wolken. Und rechts und links hingen sie noch von den nächtlichen Schauern in den Wäldern. Zugegeben, der Anblick hatte etwas dramatisches, nicht nur bei Sonnenschein sind die Berge schön. Doch zum Fahren ist's mir schon lieber, wenn die Sonne scheint.
Rheinschlucht
Am Anfang der Rheinschlucht
Auf das nächste Teilstück freute ich mich. Schon vor drei Jahren fuhr ich durch die Rheinschlucht, es ist eine spektakuläre Alternative zur Fahrt über Flims und Laax. Zudem eine verkehrsarme, daher wird die Veloroute 2 über diese Straße geführt. Bis kurz vor Versam steigt die Straße an (also, wer denkt, vom Oberalppass ginge die Rheinroute nur bergab, der irrt). Ich passierte die Dörfer Valendas und Carrera, die Rheinschlucht war hier mehr zu erahnen als zu sehen. Das sollte sich nach Versam ändern.
Valendas
Valendas
Carrera
Carrera
Rheinschlucht
Tief unten der Rhein
Versam
Versam
Versam
Auf der Abfahrt zum Versamer Tobel
Versam
Drüben sieht man die Straße im Fels
Erstmal kam eine Abfahrt. Von Versam durch einige Serpentinen im Wald, vorbei an der Abfahrt ins Safiental (irgendwann fahre ich da mal rein, auch so eine Sache, die ich mir schon lange vorgenommen habe) bis zur schönen Stahlbrücke über die Rabiusa. Eine einspurige Brücke, 70 m über dem Bach, für Menschen mit Höhenangst sicher nicht ganz ohne. Auf der anderen Seite stand eine der vielen Informationstafeln über die Rheinschlucht, da machte ich eine kurze Pause. Dann ging es wieder hoch.
Versamer Tobel
Die Brücke über das Versamer Tobel, …
Versamer Tobel
… eine Stahlbrücke, …
Versamer Tobel
… 70 m über der Rabiusa
Versamer Tobel
Eine der vielen Informationstafeln
zur Rheinschlucht
Versamer Tobel
Die Brücke im Rückblick …
Versamer Tobel
… wer findet sie auf diesem Bild?
Der Höhepunkt dieser Fahrt durch die Rheinschlucht folge nach der Brücke über die Rabiusa: fast wie in den Gorges du Verdon ist die Straße in den Fels gehauen, tief fällt der Blick ins Tal, wo neben dem Rhein das Gleis der rhätischen Bahn verläuft. Bis zu 400 m tief hat sich der Vorderrhein in das Material eingegraben, das vor über 10.000 Jahren während des Flimser Bergsturzes niederging. Heute ist die Schlucht ein Naturdenkmal erster Klasse. Tiere und Pflanzen konnten sich in diesem vom Menschen weitgehend unberührten und seit 1877 auch gesetzlich geschützten Gebiet ungestört entwickeln. Von oben sieht man die zwar nicht, da kann man nur die tollen Ausblicke genießen.
Felsenstraße
Spektakuläre Straßenführung
Rote Bahn
Ganz unten die rhätische Bahn am Rhein
Ruinaulta
Dreimal die Rheinschlucht …
Ruinaulta
… unterschiedliche Brennweite und …
Ruinaulta
… unterschiedlicher Ausschnitt
Das wäre also die erste Schlucht für den heutigen Tag. Eben noch fuhr ich auf der in den Fels geschlagenen Straße, nun rolle ich schnurstracks geradeaus hinunter nach Bonaduz. Dort wechselte ich die Velorouten, weiter ging es auf der Route 6, der Graubünden-Route. Und ich wechselte den Rhein, bislang fuhr ich vorderrheinabwärts, nun ging es hinterrheinaufwärts. Zunächst bis Thusis, dort wollte ich meine Mittagspause einlegen.

Das tat ich auch, nachdem ich mich mit Migros-Leckereien (u. a. Anisstängel, leckerlecker) eingedeckt hatte, suchte ich mir eine Bank am Bahnhof und konnte gleichzeitig essen, Zeitung lesen und das Bahnhofstreiben beobachten. Immer wieder schön anzuschauen sind die Bronze-Statuen von Roland Indermaur, die dem Bahnhof einen künstlerischen Touch geben. Die Zeitung versprach schönes Wetter im Tessin und durchwachsenes nördlich der Alpen. Dass ich es heute noch über den Splügen schaffte, glaubte ich nicht mehr so recht und nahm mir das Dorf Splügen als Ziel vor. Denn eines stand fest: um 18:00 musste ich vor einem Fernseher sitzen, wenn möglich geduscht. Morgen stünde dann der San Bernardino auf dem Programm inkl. Abfahrt bis Bellinzona, von dort am Freitag die Zugfahrt zurück nach Hause. So sollte es sein.
Bonaduz
Schnurstracks nach Bonaduz
Thusis
Thusis
Bahnhof Thusis
Mittagspause im Bahnhof Thusis
Bahnhof Thusis
Die immobile Reisende als Helmhalter
Bahnhof Thusis
Bronzener Willkommensgruß
Auf in die zweite Schlucht des Tages, die sagenumwobene Via Mala. Nicht nur der Roman von John Knittel machte die Schlucht berühmt, schon lange Zeit vorher beschäftigte sie die Menschen. Denn diese tief eingeschnittene Schlucht des Hinterrhein war eines der größten Hindernisse für die Passage der wichtigen Pässe Splügen und San Bernardino. Allerdings hieß sie damals noch nicht Via Mala. Den Namen bekam die Schlucht, als die parallele "obere Straße", die Verbindung von Chur über den Septimer in die Lombardei, stärker genutzt wurde als die "untere Straße", eben die über den Splügen. Dadurch verfiel der Weg immer mehr, et voilá: Via Mala. Das war im 13. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert lebte der Verkehr über den Splügen wieder auf, der Weg wurde neu ausgebaut, und die Orte an der Route wurden immer reicher, noch heute ist dies im Ortsbild von Andeer und Splügen zu erkennen.
Tor zur Via Mala
Das Tor zur Via Mala
Verlorenes Loch
Das "verlorene Loch"
Von den Beschwerden früherer Zeiten merkt man heute kaum noch etwas. Die Nationalstaße N13 durchquert die Via Mala fast komplett im Tunnel, und auch auf der Kantonalstraße ist das beschwerlichste die Steigung. Insbesondere natürlich für schwer bepackte Radfahrer, ich musste schon etwas schwitzen. Aber nur etwas, denn es war recht kühl, außerdem fielen bald nach den Fotostopps an den Parkplätzen für Schluchtbesucher die ersten Regentropfen.
Via Mala
Vielleicht ist es auf den Bildern nicht so gut
zu erkennen, …
Via Mala
… aber es geht wirklich …
Via Mala
… tief hinunter
Schluchtbesucher
Bin ich ein Schluchtbesucher?
Via Mala
Auf jeden Fall bin ich ein …
Via Mala
… Schluchtfotograf
Via Mala
Das letzte Via-Mala-Foto
Am Ende der Via Mala kommt man unvermittelt in ein recht weites Hochtal, das Schams. Gleich am Anfang liegt Zillis, bekannt wegen der Kirche St. Martin mit ihrer weltberühmten Kassettendecke: Die 153 quadratische Bildtafeln, erschaffen im 11. Jahrhundert, sind das weltweit einzige Werk dieser Art, dass nahezu vollständig seit der Hochromanik erhalten ist.

Das war jetzt Wikipediawissen. Ich hatte beim nun stärker werdenden Regen keinen Sinn für Kultur, und wieder ein Punkt, auf meiner To-do-Liste für spätere Zeiten. Erstmal wurde ich nass, fuhr weiter auf der Straße in Richtung Splügenpass. Bis Andeer kam keine nennenswerte Steigung mehr, und in Andeer beschloss ich, eine nennenswerte Pause einzulegen. Vielleicht hörte der Regen ja auf.
Zillis
Kurz vor Zillis
Andeer
Regenpause in Andeer
Andeer
Hotel in Andeer
Andeer
Wuchtige Häuser zeugen …
Andeer
… von vergangenem Reichtum
Nach einer halben Stunde brach ich das Alibi-Warten auf das Ende des Regens ab, hier wollte ich noch nicht übernachten. Die nächste Stufe der Splügen- und San-Bernardino-Route wartete, von Andeer bis zum Sufner See waren es knappe 500 Höhenmeter. Hauptsächlich durch den Wald, bei nachlassendem Regen und hin und wieder begleitet von der "parallel" verlaufenden Nationalstraße, die die Steigung mit einigen Brücken und Tunnels nahm. Den Nachteil dieser Straße, die manchmal nicht ganz so idyllische Landschaft, gleicht der Vorteil schon ein wenig aus: auf der Kantonalstraße war kaum Verkehr. Mit einigen Fotostopps dauerte es eine Stunde, dann hatte ich die Staumauer des Sufner Sees erreicht.
Schams
Blick zurück über das Schams
Bäume
Dunkle Tannen …
Brücke
… grüne Wiesen im Sonnenschein
… äh, nein, eher nicht
xxxx
Sufner See
Blick von der Staumauer
Sufner See
Blick auf die Staumauer
Sufner See
Sufner See und Fahrrad
Sufner See
Der Sufner See
Der Regen hat aufgehört, aber sicher nicht nachhaltig. Klar, auf den Campingplatz würde ich wieder nicht gehen. Die letzten Kilometer bis Splügen waren flach und trocken, dennoch drohten dicke Wolken am Himmel. Ich wählte das Hotel Suretta, wichtig war natürlich der Fernseher auf dem Zimmer. Kaum hatte ich eingecheckt, begann es erneut zu regnen. Eine kurze Regenpause nutzte ich für einen kleinen Ortsrundgang. Dass es sich einst um ein sehr reiches Dorf gehandelt haben muss, sieht man an den wuchtigen Häusern, wie z. B. dem Hotel Bodenhaus. Der Reichtum kam von der Lage vor den beiden Pässen, dem Splügenpass und dem San Bernardino. Splügen war die letzte Station vor der Passüberquerung. Mehr dazu ist bei der Beschreibung des Splügenpasses.
Sufers
Sufers
Splügen
Anfahrt auf Splügen
Splügen
Ortsmitte in Splügen
Zurück im Hotel wartete die Übertragung der heutigen EM-Spiele auf mich. Die Schweiz wollte gegen die Türkei nicht ausscheiden, Tschechien oder Portugal wollten den vorzeitigen Gruppensieg perfekt machen. Dies gelang Portugal. Interessanter war das Spiel der Schweiz. Nicht nur in Splügen regnete es, auch in Basel, und das nicht zu knapp. Eine wahre Wasserschlacht, mit einem sehr unglücklichen Ende für die Schweiz, die nach 1:0-Führung ganz kurz vor dem Schlusspfiff noch den Treffer zur 1:2-Niederlage hinnehmen mussten und daher als erste Mannschaft aus dem Turnier ausgeschieden waren. Kollektives Jammern im schweizer Fernsehen, ich schaltete ab und schlief ein. Auf 1.400 m Höhe gab es keine türkischen Autokorsos.

10.6.2008

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12.6.2008


© Holger Rudolph