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2.6.2009

Übersicht Tour Mai/Juni 2009

4.6.2009

Mittwoch, 3.6.2009 – 5. Etappe

Tageskilometer: 85,1 Tageshöhenmeter: 389 Tagessattelstunden: 4:36
Tourkilometer: 444,2 Tourhöhenmeter: 3.521 Toursattelstunden: 26:04
Route: Wetter: Unterkunft:
Lugano – Chiavenna Sehr sonnig und warm, stärker werdender Nordwind Hotel Flora, Chiavenna
Obwohl ich fast seit Mittag durchgeschlafen hatte, wachte ich "erst" kurz nach sechs auf. Das waren sicher 15 Stunden Schlaf – und das war gut so. Die Kopfschmerzen waren weg, ich fühlte mich viel besser als gestern, einer Fortsetzung der Reise heute stand nichts im Wege. Frühstück mit Kaffee (!?! tauber Kellner!) gab es im Hotel, dann packte ich und um 8:30 saß ich wieder auf dem Rad … für genau zehn Minuten, dann kaufte ich Proviant in einer Migros ein, um nicht zu viel Geld in Italien lassen zu müssen.

Ungefähr 80 km sollten es sein zwischen Lugano und Chiavenna, sagte mir der Kellner, der selbst zwei Tage später auf Radreise gehen wollte. Da verzieh ich ihm den Kaffee. Und es sind relativ flache 80 km, eine Steigung direkt am Anfang in Lugano, ein bisschen auf und ab am See, ein Mini-Pass zwischen Luganer See und Lago di Como und dann noch ein paar Höhenmeter hinauf nach Chiavenna. Sollte zu schaffen sein, trotz des wohl zu erwartenden Nordwinds.

Der höchste Berg kam gleich am Anfang: Hinauf in den Stadtteil Castagnola. Rauffahren heißt immer runterblicken können, und insbesondere in dieser schönen Bucht eröffneten sich tolle Blicke auf den Zuckerhut von Lugano, den Monte San Salvatore, auf Paradiso und auf Lugano selbst. Ich musste also relativ bald wieder für Fotos anhalten. Und dann kam ein Stau, nichts ging mehr, die Autofahrer hatten den Motor ausgeschaltet und warteten. Zum Glück war mein Rad trotz Taschen noch schmal genug um vorbeizufahren. Ein Lastwagen stand quer auf der Straße, dessen Ladefläche als Stellplatz für einen Bagger diente, der Erdarbeiten am Hang machte. Auch schön.
Lugano
Der Zuckerhut von Lugano, der Monte San Salvatore, dominiert die Bucht von Paradiso und Lugano
Lugano
Lugano
Wolken
Wolken über der Stadt
Straßensperre
Straßensperre
Die Fahrt entlang des Lago di Lugano war angenehm, es war noch nicht so heiß, der Wind war eher schwach, und auch der befürchtete starke Verkehr blieb aus. Grenzen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren: Einen Zöllner bekam ich nicht zu Gesicht, als ich nach Italien einreiste. Bis Porlezza verlief die Staße direkt am See, dann kam der kleine Pass hinüber nach Menaggio am Comer See.
Monte San Salvatore
Der letzte Blick zurück
Luganer See
Blick nach Italien, Nordende des Luganer Sees
Wellen
Rückblick
Der allerletzte Blick zurück,
ganz hinten der San Salvatore
Hundeschild
Was das nun wieder heißen mag …
Hinunter nach Menaggio ging es mit mehreren Serpentinen, mit (leider immer teilweise verbauten) Blicken auf Menaggio, Bellagio und das andere Seeufer. Ich fuhr nordwärts weiter, immer am Ufer entlang. Der Verkehr war nun etwas stärker, allerdings konnte, bzw. musste ich die Straße immer wieder verlassen, um die vielen Tunnels zu umfahren … diese Umfahrungen waren jedoch viel, viel schöner als die Tunnels, denn ich fuhr auf den alten Straßen direkt am See. Nicht nur der Verkehr nahm zu, auch die Hitze. Ungute Erinnerungen an gestern und vorgestern kamen auf, doch ich fühlte mich gut. Bis auf den Hunger, den ich so langsam verspürte.
Menaggio
Vorne Menaggio, hinten Bellagion
Lago di Como
Schöner wohnen am Lago di Como
Sant' Abbondio
Sant' Abbondio
Bellagio
Rückblick auf Nobiallo, Menaggio und die Halbinsel von Bellagio
Auf der Uferpromenade von Dongo sah ich eine schöne, schattige Bank. Die wurde sofort gekapert. Ich packte die Migros-Vorräte aus, nahm die Zeitung und blieb über eine Stunde auf der Bank sitzen. Dongo ist übrigens ein Ort, den die Weltgeschichte kurz gestreift hat: am 28. April 1945 wurde hier Benito Mussolini auf der Flucht in die Schweiz erschossen. Nicht, dass ich das irgendwo im Ort erfahren habe, nein, stolz ist man hier wohl nicht darauf. Alljährlich ist Dongo am Geburtstag des Duce Pilgerort seiner faschistischen Anhänger, mit denen mag man es sich wohl nicht verscherzen. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich wohl einen Ort weiter gefahren für die Mittagspause. Obwohl, Mittagspausen wegen des aktuellen Umgangs mit historischen Ereignissen auszusuchen, das muss eigentlich auch nicht sein. Als ich dann wieder losfuhr, wurde ich von der Hitze fast erschlagen. 32 Grad sagte eine Infotafel, siehe Beweisfoto.


Dongo
An der Uferpromenade von Dongo
Dongo
Rathaus von Dongo
+ 32 Grad
Das Beweisfoto: + 32 Grad!
Domaso
Rückblick auf Domaso und den Comer See
Trotz der Hitze lief es ganz gut, immerhin war es etwas windig, das kühlte. Und noch störte der Wind nicht, kam aus wechselnden Richtungen. Das würde sich wohl noch ändern, befürchtete ich. Und es änderte sich. Kurz nach dem Ende des Comer Sees musste ich direkt nach Norden, in Richtung Chiavenna, abbiegen. Und der Wind kam direkt aus Norden, aus den Bergen das Tal hinuntergepfiffen. Die letzten guten 25 km wurden hart.

In Verceia am Lago die Mezzola gab es eine Überraschung: Eine beschilderte Radroute nach Chiavenna. Ja gibt's denn sowas, in Italien! Und es war eine schöne Route, gut beschildert, fast durchgängig auf kleinen, asphaltierten Nebenstraßen. Sogar eine Brücke wurde neu gebaut für diese Route. Nur ein ganz kurzes Stück ärgerte mich durch fast unbefahrbaren, sehr lockeren Schotter. Und wenige Kilometer vor Chiavenna, kurz nachdem man die stark befahrene SS36 kreuzt, gibt es eine über 20 % steile Schotterpassage … ich musste schieben, das einzige Mal während dieser Reise.
Gegenverkehr
Gegenverkehr
Verceia
Verceia am Lago di Mezzola
Radweg
Auch das gibt es: moderne Radinfrastruktur in Italien
Radweg
Radweg, schnurgerade
Piano di Chiavenna
Im Piano di Chiavenna
Um halb fünf erreichte ich Chiavenna, fand über die Tourist-Info ein nettes Hotel, das Hotel Flora. Zimmer im dritten Stock, also war etwas Taschenschleppen angesagt. Aber es gab einen Fernseher, endlich mal. Leider nur mit den katastrophal üblen italienischen Programmen. Wie kann man nur jemanden, der für diesen Schund verantwortlich ist, auch noch zum Ministerpräsidenten wählen? Seltsames Land …

Nach Klamotten- und Radfahrerwäsche machte ich mich auf zum Stadtrundgang. Ich begann bei der Kirche San Lorenzo, in direkter Nachbarschaft des Hotels gelegen. Der schöne Kreuzgang gefiel mir sehr gut. Anschließend lief ich einfach die "Hauptfußgängerzone" herunter.
Chiavenna
Kirchturm von San Lorenzo in Chiavenna
Chiavenna
Im Kreuzgang von San Lorenzo
Chiavenna
Immer noch im Kreuzgang von San Lorenzo
Chiavenna
Il Castello
Chiavenna
Die Piazza Castello
Chiavenna
Rot, grün, Haus
Und wenn ich schon häufig über Italien meckere: Es gibt natürlich auch Pluspunkte. Das sind diese To-Go-Pizzerien. Großartig, für wenig Geld leckere Pizza. Immerhin hatte ich schon ein paar Tage nichts Warmes mehr zu mir genommen. Und noch dazu gab es ein kleines Schauspiel auf dem Platz, wie nämlich italienische Mütter mehr oder weniger vergeblich versuchten, ihre Kinder zu bändigen und dies dann irgendwann aufgaben.
Chiavenna
In der Fußgängerzone
Chiavenna
Der Bahnhof von fern …
Chiavenna
… und von nah
Chiavenna
Downtown Chiavenna
Chiavenna
Stadt-, Berg- und Flusspanorama
Chiavenna
Häuser an der Mera
Chiavenna
Es gibt viel zu tun
Chiavenna
Chiavenna
Der Bahnhofsvorplatz
Chiavenna
Kirchturm
Zurück im Hotel schaute ich mit Entsetzen auf die Karte und die Strecke des morgigen Tages, sollte wohl doch etwas bergig werden. Nun ja, ich wollte es ja so. Auch in Ciavenna gab es die Süddeutsche, glücklicherweise habe ich schon vor dem Spaziergang festgestellt, dass mir das Fernsehen keine Abendunterhaltung bringen würde.
Wäschetrockner
Wäschetrockner
Hotelzimmer
Ordnung im Hotelzimmer

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© Holger Rudolph