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10.9.2009 |
Übersicht Südfrankreichtour September 2009 |
12.9.2009 |
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Freitag, 11.9.2009 – 6. Etappe |
Tageskilometer: | 95,7 | Tageshöhenmeter: | 1.447 | Tagessattelstunden: | 5:43 | ||||
Tourkilometer: | 489,2 | Tourhöhenmeter: | 5.986 | Toursattelstunden: | 31:49 | ||||
Route: | Wetter: | Unterkunft: | |||||||
Hyères – Notre Dame des Anges – Le Thoronet – Lorgues | Sonnig, sehr warm | Hotel du Parc, 42 EUR | |||||||
Ausnahmsweise gönnte ich mir mal ein Hotelfrühstück. Im Gegensatz zu vielen anderen Hotels
ist das im Etap-Hotel ganz brauchbar, zwar kein üppiges, aber immerhin ein Büffett. Dann fuhr ich in
die Sonne, zumindest die ersten Kilometer. Heute ging es ins Landesinnere, weg von der Küste, hinein in
den "Haute-Var" genannten nördlichen Teil des Départements Var. Dünn besiedelt, kleine Landstädtchen und
Dörfer, in jeder Hinsicht weit weg vom Trubel der Küste. Ich wollte durch das Massif
des Maures, dann weiter nach Norden und eventuell noch die Abbaye du Thoronet besuchen. Also zunächst nach Osten, in die Sonne; über wunderschöne, kleine Sträßchen, durch Weinberge, Weinberge und Wälder (Korkeichen und Kastanien). Autofahrer werden hier vor den zahlreichen Radfahrern gewarnt, allerdings sah ich kaum einen Autofahrer, die Straße war tatsächlich in der Hand von Radfahrern. Der einzige mit Gepäck jedoch war ich. Eine schöne Radfahrgegend, das Massif des Maures. |
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Ein kleiner Pass, eine Abfahrt und ich war im Tal des Réal Collobrières, noch ein paar
Kilometer weiter und ich kam nach Collobrières. Capitale des Maures, die Hauptstadt des Maurenmassivs,
so nennt sich dieses kleine Städtchen. Dass der Weinbau eine der wichtigsten Einnahmequellen ist, merkte
ich schon am Ortseingang. Man riecht es. Und man sieht, wie die Weinbauern der Umgebung ihre Ladungen
bei der örtlichen Kooperative anliefern. Vom anderen Rohstoff habe ich erst abends im Reiseführer gelesen:
Kastanien. Und dass es in Collobrières geradezu weltbekanntes Maronen-Eis gibt. Ich machte nur eine kurze Vormittagspause ohne Wein und Eis, mit Apfel, Cola-Light und ein paar Keksen, für die ich im örtlichen Mini-Supermarkt meine Euros zückte. Francs hatte ich keine mehr dabei, mit denen hätte ich auch zahlen können, ganz legal. Was es nicht alles gibt, im Hinterland der Côte d'Azur. Nach der Mittagspause fuhr ich noch eine kleine Runde durch den wirklich schönen kleinen Ort, dann wartete die Herausforderung des Tages, der Anstieg zur Kapelle Notre Dame des Anges auf 767 m, einem der höchsten Punkte des Massif des Maures. |
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Die beiden auf dem Motorrad waren für die nächsten 90 Minuten die einzigen Menschen,
die ich sah. Die Fahrt hinauf zur Notre Dame des Anges war eine sehr einsame. Und eine
sehr schöne. Aber auch eine anstrengende, denn es waren immerhin über 600 Höhenmeter von Collobrières,
so viel Steigung am Stück hatte ich seit dem ersten Tag nicht mehr zu bewältigen. Größtenteils im Wald
war es wenigstens nicht so heiß. Eine Apfelpause machte ich auf einem Grat, auf der einen Seite
reichte der Blick bis an die Küste, leider etwas diesig, auf der anderen Seite sah ich, immer noch
in ordentlicher Höhe, den Sender auf dem Gipfel. |
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Aber trotz allem schaffte ich die letzten Kilometer auch noch. Mir kamen sogar
Menschen entgegen, Forstarbeiter. Oben waren dann ein paar Ausflügler. Ein bisschen geschummelt
ist die Höhenangabe an der Kirche schon, aber mir soll es recht sein. Die Aussicht ist großartig, bzw.
sie sollte großartig sein, wenn es nicht ganz so diesig wäre, zu diesig für den Autofokus meiner
Kamera. Erahnen kann man Hyères, die Presqu'Île de Giens, die Îles d'Hyères; das Massif des Maures
hingegen sieht man ganz gut, kein Wunder, stand ich doch mittendrin. Den kleinen Kreuzgang der
Kapelle besuchte ich noch, dann machte ich mich auf die Abfahrt. |
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Die Abfahrt bestand logischerweise hauptsächlich aus Bremsen, u. a. einmal
für Wasser, das eiskalt aus einer madonnenbewehrten Quelle kam. Dann rollte ich weiter, immer tiefer,
die Felgen wollte ich lieber nicht anfassen. Bremsentest bestanden, unten war ich wieder
in der Zivilisation, es gab Menschen, Autos, sogar eine Autobahn. |
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Hinter der Autobahn liegt Pignans, ein schönes, kleines provenzalisches Städtchen. Gut,
provenzalisch sind hier wohl alle Städtchen. Touristisch war hier gar nichts, kaum auswärtige
Nummernschilder, ein Dorffest wurde gerade aufgebaut, ja es gab sogar fast wie bei uns mit BMWs
protzende Dorfproleten, glücklicherweise noch nicht allzu pastisgetränkt. Bei der rasanten Begegnung
entfuhr mir mitten im hübschen provenzalischen Städtchen ein weniger hübsches, ziemlich deutsches
Schimpfwort. Der Rest des Ortes bestand aus Mittagsschlaf. |
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Es war noch früh, so langsam kristallisierte sich Lorgues als heutiges Etappenziel
heraus. Vor dem Etappenziel stand das nächste Zwischenziel. Und das war ein kunsthistorisch sehr
bedeutendes, die Abbaye de Thoronet. Schon die 25 km dorthin haben Spaß gemacht, kaum Verkehr,
ruhige, kleine Käffer wie Flassans und Cabasse, ein Mini-Pass und schließlich die Abfahrt zur
Abbaye. Die liegt mitten im Wald, nicht so auffällig wie etwa die in Senanque. Der Eintritt kostete mich 7 EUR, und inmitten einer großen italienischen Reisegruppe betrat ich das Gelände. Und die 7 EUR zahlte ich gerne. Liebhaber romanischer Architektur kommen voll auf ihre Kosten. Thoronet ist die ältest Zisterzienserabtei der Provence. Die schlichte, fast asketische Architektur der Klosterkirche, der nicht ganz rechteckige Kreuzgang; großartike Zeugnisse der Romanik. Kunsthistoriker bin ich nicht, darum lasse ich lieber die Bilder sprechen, statt noch mehr aus Reiseführern abzuschreiben. |
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Wolken zogen auf, für die letzten Fotos wartete ich auf Lücken. Die kamen auch,
sonst wären die schönen Fotos der Kirche mit blauem Himmel nicht entstanden. Für ein letztes
Foto auf dem Aareal kniete ich mich vor den marmornen Rundwegwegweiser und fotografierte diverse
Vordergrund-Hintergrund-Variationen, unter verständnislosen Blicken eines Teils der italienischen
Reisegruppe. |
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Ich verließ die Abbaye und wollte in Lorgues ein Hotel anrufen, das der Reiseführer empfahl.
Kein Netz. Na, das ist der richtige Ort für ein Kloster... In Le Thoronet gab es einen Supermarkt, in
dem Supermarkt gab es eiskalte Cola light, da griff ich wieder zu. Nach Lorgues waren es keine zehn
Kilometer mehr, ich beschloss, doch nicht anzurufen und darauf zu vertrauen, dass es schon ein
freies Zimmer geben würde. Ganz flach waren die zehn Kilometer leider nicht, es ging hinunter ins
Tal des Argens und wieder hinauf. Und noch eine kurze Steigung in den Ort Lorgues hinein, das war es.
Ein Champion stand am Ortseingang … nein, nicht Max Schmeling, sondern ein Supermarkt. Da besorgte ich
mir diverse Verpflegung und fuhr weiter in die Innenstadt, auf der Suche nach meinem Hotel. Lorgues ist,
wie überraschend, eine schöne provenzalische Kleinstadt. Offensichtlich gibt es hier lauter schöne
provenzalische Kleinstädte. Das Hotel du Parc war natürlich nicht ausgebucht. |
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Wieso eigentlich erst heute? Ich setzte mich in eine Bar und trank einen Pastis.
Und noch einen. Und schrieb ein paar Postkarten. Genaugenommen saß ich vor der Bar, im T-Shirt,
es war noch schön warm. Schön, dass ich nicht durch Schottland fuhr. |
10.9.2009 |
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