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14.9.2009 |
Übersicht Südfrankreichtour September 2009 |
16.9.2009 |
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Dienstag, 15.9.2009 – 10. Etappe |
Tageskilometer: | 107,0 | Tageshöhenmeter: | 1.342 | Tagessattelstunden: | 5:51 | ||||
Tourkilometer: | 848,0 | Tourhöhenmeter: | 10.591 | Toursattelstunden: | 52:15 | ||||
Route: | Wetter: | Unterkunft: | |||||||
Apt – Bonnieux – Cavaillon – Eygalières – Arles | Bewölkt, zeitweise Regen | Hotel du Forum, 69,97 EUR | |||||||
Wolken! Aber kein Regen, soweit stimmte die Wettervorhersage. Ich kaufte ein
Baguette und frühstückte gemeinsam mit meiner Süddeutschen Zeitung. Recht frisch war es,
daher zog ich doch lieber Knie- und Armlinge, Weste und Handschuhe an. |
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Dann hieß es wie gestern den orangen Pfeilen folgen. Nach wenigen Kilometern auf der D 943
verlief der Radweg auf kleinen Nebenstraßen. Bergauf ging es erstmal, am Nordhang des Luberon.
Nach Norden blickt man auf das Plateau de Vaucluse, mit den Ockerbrüchen von Roussillon und
dem Provencedorf par excellence, Gordes, alles überragt vom Mont Ventoux, dem Riesen der Provence.
Stimmte fast alles, nur mit dem Ventouxblick war es leider nichts, dafür hingen die Wolken zu tief.
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Auf dem Weg nach Bonnieux überholte ich zwei radelnde schwedische Ehepaare. Sie sind
nach Marseille geflogen, hatten sich die Räder gemietet und machten nun eine kleine Tour um
den Luberon. Die Unterhaltung war lustig, denn sie fand auf vier Sprachen statt. Deutsch, englisch und
französisch war ja noch okay, bei schwedisch musste ich dann aussteigen. Bonnieux ist eines
der vielen "typisch" provenzalischen Dörfer der Region, die genau deswegen im Sommer von vielen
Touristen auf- bzw. heimgesucht werden. Im beginnenden Regen der Nachsaison war dies zwar
allerdings mein kleinstes Problem. Heute waren die meisten Touristen Radfahrer, so viele wie
auf dem Luberonradweg habe ich auf dieser Reise noch nie gesehen. Und alle kletterten irgendwie hinauf
in das "Oberdorf", manche mit dem Rad hintenrum, manche zu Fuß die Direttissima. Nur um eine
Aussicht zu genießen, die es wegen des Wetters gar nicht gab. Tja, schade. |
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Und nun regnete es richtig. Lacoste, das nächste Dorf auf der Route, Stammsitz der
Familie des Marquis de Sade, ließ ich links, bzw. rechts liegen, ich wollte einfach nur
vorwärtskommen. Dorfbesichtigung im Regen war keine Option für mich. Auch im folgenden
Dorf regnete es noch, kaum jemand war auf der Straße. Ménerbes heißt es, gelangte zu
Berühmtheit durch den englischen Schriftsteller Peter Mayle, der hier ein Haus kaufte und den
Bestseller "Mein Jahr in der Provence" schrieb. Er floh letztlich vor den Geistern, die er rief
(die in Busladungen ankamen). Ich floh vor dem Regen, machte nur eine kleine Dorfrundfahrt,
dann ging es weiter. Oppède-le-Vieux, auf einer kleinen Anhöhe gelegen, war ein fast unbewohnte, verfallenes Dorf. Bis in den 60er und 70er Jahren der Luberon "entdeckt" wurde, zunächst von Aussteigern und Künstlern, in der Folge von Kunsthandwerk und Touristen. Eben auch Radtouristen wie mir, es hatte aufgehört zu regnen und ich lief ein wenig durch das wegen des Wetters wieder etwas verlassen wirkende Dörfchen. Hoch zur Burgruine schaffte ich es jedoch nicht, bzw. ich drehte vorher um, da ich auf den nassen, groben Pflastersteinen ein paar mal fast ausgerutscht wäre. Verletzung wegen Dorfbesichtigung, das musste ja nicht unbedingt sein. Wenn schon, dann wenigstens Radunfall. |
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So langsam hatte ich eine Idee für das Ziel der heutigen Etappe. Nach Osten
schien das Wetter besser zu sein, so schien es jedenfalls vom Luberon aus gesehen. Also
müsste es doch machbar sein, heute noch nach Arles zu fahren. So schnell wie möglich nach
Cavaillon, dort eine etwas späte Mittagspause, dann durch die Alpilles nach Arles. Von den
letzten Dörfern auf der Route, Maubec und Robion, ließ ich mich nicht allzulange aufhalten,
machte nur ein paar Beweisfotos und fuhr mehr oder weniger durch. In Robion traf ich kurz
die schwedischen Radler wieder, die wollten aber heute nicht mehr weiterfahren und suchten
eine Unterkunft. Für mich hieß es in die Pedale treten und nach Cavaillon fahren. Das Wetter
wurde wirklich besser, vom Abhang des Luberon konnte man schön die Alpilles sehen und ahnen, dass
sie unter blauem Himmel lagen. Kurz vor zwei Uhr erreichte ich Cavaillon, kaufte in einem
Supermarkt diverse Verpflegung und suchte dann einen Platz im Stadtzentrum,
um diese zu konsumieren. Ich fand und ich konsumierte. |
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Von Cavaillon wollte ich auf möglichst direktem Weg nach Arles fahren. Also musste ich
das Massiv der Alpilles durchqueren. Okay, das hört sich schlimmer an, als es ist, da nur wenige
Höhenmeter zu überwinden sind; so hoch sind sie nicht, diese Alpilles. Auf dem Weg dorthin
fuhr ich ein Stück auf der Route Jean Moulin. Diese verläuft zwischen Salon de Provence und Saint-Andiol,
sie soll die Strecke symbolisieren, die Moulin nach seiner Fallschirmlandung 1942 zu einem
seiner Unterschlupfe lief (für die, die es nicht wissen: Jean Moulin war ein Widerstandskämpfer der
Résistance, er wurde 1940 von den Deutschen verhaftet, floh nach London, kehrte Anfang 1942 zurück
nach Frankreich und organisierte den Widerstand). |
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Auf dem Weg in die Berge kam ich noch an einer netten, kleinen Kapelle vorbei. Im Sommer
scheint die Chapelle Saint-Sixte gut besucht zu sein, darauf deutet ein eindeutiges Warnschild hin.
Ich war alleine, und leider war die Kapelle geschlossen. Die kleine romanische Kapelle auf dem
Hügel, umgeben von Zypressen, sie ist ein sehr beliebtes Fotomotiv der Provence, zu Recht. Und
dazu ein Zeugnis der provenzalischen Romanik. Fotos machte ich natürlich, die Romanik konnte ich
nur von außen bewundern. Dann kam der Pass, ich musste immerhin bis auf knapp über 200 m ü. NN klettern … und durfte die dann gleich wieder runterrollen. Nicht sehr groß sind sie, diese Alpilles, und auch nicht sehr hoch, trotzdem sehr schön. Die kahlen Kalksteinfelsen, die Weinreben und die Olivenplantagen, schöne Orte drumrum; eine meiner Lieblingslandschaften in der Provence. Und kleine Sträßchen, wenn auch nicht so viele. Wochenlang kann man hier nicht radfahren, ich fuhr ja auch nur zweimal durch. Fotos machte ich selbstverständlich einige, eine Auswahl folgt unter diesem Absatz. |
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Seit Cavaillon war ich nun über 30 km ohne Pause unterwegs, und bis Arles dürften es
nochmal 20 km sein; da machte ich eine kurze Pause in Maussane-les-Alpilles, bevor es weiterging
nach Arles. Dem Navi sei dank fand ich in Paradou problemlos das kleine Sträßchen, auf dem ich
die mutmaßlich stark befahrene D 17 umgehen wollte. Und das war eine wirklich schöne Alternative.
Bis zur Kreuzung mit der D 17 sah ich mehr Radfahrer als Autos. Die D 17 erfüllte meine
Mutmaßungen, es war viel los. Aber dank eines breiten Seitenstreifens kein Problem. Dann schob sich ein monumentales Bauwerk ins Bild, ich überlegte erst, ob es ein alter Getreidespeicher ist, hm, unwahrscheinlich in dieser Gegend. Die Größe war beeindruckend, es war die Abbaye de Montmajour. Genaugenommen die Ruine der Abbaye de Montmajour, denn deren Betrieb wurde aufgegeben, als dem letzten Abt eine Affäre mit Marie-Antoinette nachgesagt wurde. Da war das Schicksal des Klosters besiegelt und es verfiel zu der Ruine, die man heute besichtigen kann. Was ich nicht tat, ich wollte möglichst schnell nach Arles |
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Die letzten Kilometer bis Arles waren verstärkt berufsverkehrgeprägt. Es staute sich,
und mit dem bepackten Rad musste ich auch ab und an stehenbleiben. Am späten Nachmittag erreichte
ich die Innenstadt, zwei vom Reiseführer besonders empfohlene Hotels hatte ich ausgewählt, die wollte
ich ansteuern. Das erste war complêt, so wurde das Hotel du Forum an der Place du Forum mein Domizil.
Und in der Tat, hier befand sich zu römischen Zeiten das Forum. Heute ist der Platz bis auf den letzten
Quadratzentimeter mit Tischen und Stühlen der umliegenden Restaurants belegt. Das Hotel ist übrigens
sehr schön, ich bekam einen Sonderpreis (es war Nachsaison) und hatte ein schönes Zimmer mit
Parkettfußboden und Badewanne. Wunderbar. Picasso wohnte übrigens auch mal in diesem Hotel. Napoléon
nicht. Frisch geduscht startete ich zu einem kleinen Stadtrundgang. |
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Die Sonne schien noch, das sollte sich laut Wettervorhersage in den nächsten Tagen
ändern. An der Rezeption des Hotels versprach man mir zwar für den nächsten Tag einen trockenen
Sonne-Wolken-Mix, dem schenkte ich aber nicht allzuviel Glauben. In der Regel waren die
Wettervorhersagen zuverlässig. Im Falle des Falles würde ich einfach eine Camargue-Runde einschieben,
aber tief im Innern stellte ich mich auf Regen und Stadtbesichtigung ein. Aber erstmal futtern:
an der Rezeption empfahl man mir ein gute Restaurant nicht weit entfernt, und das hielt, was
es versprach. Nicht ganz billig, aber sehr gut, es war das beste Essen dieses Urlaubs. |
14.9.2009 |
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