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Mittwoch, 25.4.2007 – 10. Etappe
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Die ersten Kilometer sind flach, und noch im "Freien", erst bei St. Estève, nach
einer Serpentine, geht es a) in den Wald und b) in die Steigung. Und die fällt bis zum
Chalet Reynard nicht wesentlich unter 9 %, das ist schon ordentlich. Kurz nach der
Serpentine bietet sich noch einmal ein Blick in Richtung Bédoin, ab dort sieht man bis
zum Chalet Reynard nur Straße, Bäume und Himmel. Und Radfahrer, auch heute waren nicht
wenige unterwegs. Fast alle auf dem Rennrad und fast alle überholten mich. Egal,
Hauptsache oben ankommen. Das Chalet Reynard ist ein Etappenziel. Heute relativ leer,
ich habe da auch schon anderes erlebt, siehe hier. |
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Apfelpause, Colapause und weiter ging es. Nun bleibt die Steigung, bis auf den
letzten Kilometer, meist unter 8 %, ist also etwas moderater als bis zum Chalet Reynard.
Ich war ja nicht das erste Mal hier oben, doch jedes Mal ist es wieder desillusionierend,
den Gipfel so früh zu sehen und immer noch eine Schleife in den Berg hinein und wieder
raus fahren zu müssen. Es war übrigens immer noch recht warm, und kaum windig, so dass ich
auch auf 1.900 m im April in kurzer Hose und kurzem Trikot fahren konnte. Zumindest hoch.
Die obligatorische Pause am Mahnmal für Tom Simpson, der sich vor nun fast 30 Jahren
(rechnen müsste man können, natürlich sind es fast 40 Jahre, danke Theo) hier
totgedopt hatte, legte ich ein, wunderte mich kurz über ein Aufkleber des 1. FC Union
Berlin und fuhr dann den letzten Kilometer bis zum Gipfel. |
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Hier merkte man schon, dass noch keine Saison war: alles geschlossen, weder
das Restaurant noch der Andenkenläden empfingen die nicht gerade wenigen Radfahrer und
sonstigen Touristen, die den Weg hier hoch geschafft hatten. Und, Skandal: Das Passchild
war weg! Nun ja, ich hatte es ja schon früher mal fotografiert. Die Sicht war leider nicht
sehr gut, deshalb blieb der Fotoapparat ausnahmsweise ziemlich beschäftigungslos. Den
Blick zum Col d'Ey, von wo ich den Mont Ventoux das erste Mal sah auf dieser Tour, diesen
Blick musste ich natürlich dennoch fotografieren. Ansonsten erregte noch ein verpackter
BMW auf Testfahrt meine Aufmerksamkeit, und nach ein dem Verschicken von einigen Jubel-SMS
machte ich mich auf die Abfahrt. Windjacke an, Handschuhe an, und Bremsen lösen. |
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Der erste Teil der Abfahrt bis zum Chalet Reynard war altbekannte Strecke,
trotzdem mussten Fotos gemacht werden. Zu unnatürlich wirkt diese Mondlandschaft hier oben,
das ist jedesmal wieder faszinierend. Steinbruch, Wüste, ein riesiges Kalkschotterfeld ist
die Gipfellandschaft. War sie nicht immer, der Berg war ursprünglich bewaldet, doch
er wurde nach und nach gerodet, da man das Holz für den Schiffbau brauchte. |
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Vom Chalet Reynard waren es noch 20 km bis Sault, das heißt fast 20 km
bergab rollen. Großartig. Bis auf den etwas schlechten Belag, ich musste schon
aufmerksam die Straße beobachten, um nicht überraschend aus dem Rad katapultiert zu werden.
Kilometer um Kilometer, Höhenmeter um Höhenmeter ging es bergab, bis ich kurz vor Sault
aus dem Wald draußen war. Und nach Osten blicken konnte, tief ins Hinterland der
Provence hinein. Es war 14 Uhr, also Mittagspause in Sault (leider muss man zum Ort wieder
ein paar Höhenmeter hinaufstrampeln, das fällt nach einer so langen Abfahrt um so schwerer).
Ich hatte noch eine Coladose, die wurde gekillt, dann ging es gleich weiter in die
Gorges de la Nesque, den zweiten Höhepunkt des Tages. Nicht ohne allerdings vorher
einen Blick auf die Durchschnittsgeschwindigkeitsanzeige des Tachos geworfen zu haben:
Waren es auf dem Gipfel noch knapp über 10 km/h im Schnitt, so hatte ich diesen Wert auf
der Abfahrt bis Sault um 6 km/h angehoben. |
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Zum "Eingang" der Gorges de la Nesque geht es ein bisschen nach oben, doch schon
bald hat man den ersten Belvédère erreicht, und dieser trägt seinen Namen zu recht.
Senkrecht fällt der Blick nach unten, nichts für Menschen mit Höhenangst. Und die Straße
verläuft für die nächsten Kilometer ständig direkt am Abgrund, in den Fels gehauen,
teilweise durch Tunnels. Eigentlich müsste man alle paar Meter stehenbleiben und Fotos
schießen, so schnell ändern sich die Perspektiven. Eine kleine Auswahl der Fotos, die
ich schoss, folgen. |
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Spektakulär ist der erste Teil der Gorges de la Nesque, von Sault aus gesehen.
Der Rest der Strecke bis Villes-sur-Auzon ist reine Rollstrecke, glücklicherweise
steil genug, so dass der Gegenwind nicht zu sehr stört. Ein kurzer Ziegenschreck unterbricht
die Abfahrt, doch in Villes-sur-Auzon hatte ich den Schnitt gegenüber Sault um
weitere drei km/h nach oben korrigiert. Hier war noch überall Mittagspause, also entschloss
ich mich, die 11 km bis Bédoin ohne weitere Verpflegung hinter mich zu bringen. Was nicht wirklich ein Problem war. In Bédoin kaufte ich mir mein Abendessen im Pétit-Casino ein, dazu die FAZ und die Süddeutsche von gestern, dann setzte ich mich auf dem Campingplatz an den Spielplatztisch und las und aß und aß und las und trank, lief nochmal in den Ort und legte mich irgendwann ins Zelt. Zum letzten Mal für diese Reise, glücklicherweise hatte keine Ameise den Weg ins Zeltinnere oder gar in den Schlafsack gefunden. |
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