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Freitag, 5.6.2009 – 7. Etappe
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Nach einer guten Nacht im Zelt – keine Rückenschmerzen, durchgeschlafen –
holte ich mir ein paar Brötchen im Volg und frühstückte im Freien. Kein Zeltabbau,
kein Packen, das war ein neues Gefühl auf dieser Radreise. Denn heute stand ein
Ausflug ins Avers an, ohne Gepäck, einfach nach Juf und zurück. Noch war das Wetter
sehr schön, wahrscheinlich sollte es ab Nachmittag langsam anfangen zu regnen. Also
beeilte ich mich ein wenig, loszukommen. |
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Kurz nach dem Hotel Rofflaschlucht zweigt die Straße ins Avers ab. Neuland für
mich. Durch zwei Gemeinden führte mich der Trip, zunächst das aus Innerferrera und
Außerferrera bestehende Ferrera, dann das Avers. Unten ist es noch dicht bewaldet,
die Steigung der Straße ist nicht sehr stark. Außerdem habe ich ja kein Gepäck, neben
dem ungewohnt leichten Lenker merkte ich das natürlich auch am ungewohnt leichten
Bergauffahren. Innerferrera und Außerferrera ließ ich hinter mir, dann kam ich ins
Gemeindegebiet von Avers. Tief unter mir der Averser Rhein, etwas später weitete
sich das Tal und ich erreichte Campsut, das erste Averser Dorf. |
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Kurz darauf fuhr ich durch Cröt, nun kamen ein paar Serpentinen und die letzte
größere Steigung hinauf ins Averser Obertal. Wieder fließt der Averser Rhein tief unten
in einer Schlucht, die Straße überquert ihn auf einer Brücke in schwindelerregender Höhe.
Noch etwa einen Kilometer Steigung und ich erreichte Cresta, den Hauptort des Avers.
Dort gab es den einzigen Supermarkt des Tals, das war mir eine Banane und eine Cola wert. |
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Nun ist das Tal weit, die Hänge recht sanft. Die Baumgrenze habe ich hinter
mir gelassen, das ist die Landschaft, die mir am besten gefällt. Die Kirche von Cresta
steht etwas einsam außerhalb des Ortes, kurz danach kommt eine kleine Abfahrt, ehe es
über die Weiler Pürt, Am Bach, Juppa und Podestatsch Hus nach Juf geht. All diese
Ortsnamen klingen für den Laien (also auch für mich) rätoromanisch, die umliegenden
Täler sind auch rätoromanisches Siedlungsgebiet, doch das Avers ist als altes
Siedlungsgebiet der Walser deutschsprachig. Was es nicht alles gibt. |
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Mehrere Postautos kamen mir entgegen auf der Fahrt. Ein Zeichen dafür, wie
gut der öffentliche Verkehr in der Schweiz funktioniert. Selbst in die letzten
Winkel fahren Busse im Takt. Und einer dieser letzten Winkel ist Juf, mit 2.126 m das
höchste ganzjährig bewohnte Dorf Europas. 2.126 m? Hm, gestern dachte ich noch, der
Splügen mit seinen 2.115 m sei das Dach meiner Tour, da habe ich mich wohl geirrt. Heute
erreichte ich den Gipfel. Nun ja, ein Dorf, bestehend aus Holzhäusern, mit einer
Post und einigen Kühen. Sicher schön zum Wandern, der Piz Lunghin ist nicht weit, diese
Dreifach-Wasserscheide, das Bergell ist ein Tal weiter, und auch Bivio an der
Julier-/Septimerroute ist nicht weit. Mit dem Mountainbike hätte ich auch noch weiterfahren
können, aber die Wettervorhersage flößte mir etwas Respekt ein, daher kehrte ich um
und fuhr zurück nach Andeer. |
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Also die Rückfahrt. Gleiche Strecke, andere Richtung. Und das Wetter wurde
schlechter, der Regen drohte noch nicht direkt, aber dass er kommt, war klar. Auf der
Rückfahrt wirkten die Wiesen oben deutlich gelber, die Blumen waren alle in Richtung
Sonne gedreht. Ansonsten gab es natürlich nichts überraschendes, es ging wie immer
viel leichter bergab als bergauf. Eine kleine Gegensteigung hoch zur Kirche von
Cresta, dann weiter runter in den Wald. |
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Die Abfahrt verlief ereignislos, schneller als die Bergfahrt, und bis auf
eine Baustelle mit Vollsperrung ("Wartezeiten bis 30 Minuten") gab es nichts besonderes.
Ich durfte auch vorbeifahren, aber es war sehr eng. Mit Gepäck hätte ich auch warten müssen.
Und weiter ging es in hohen Tempo in Richtung Andeer. |
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Die letzten Kilometer waren wohlbekannt, ich rollte zurück, vorbei am Hotel
Rofflaschlucht, vorbei an Bärenburg, unter der Autostraße hindurch nach Andeer. Diesmal
ohne Kühe, aber immer noch bei schönem Wetter. Im Volg kaufte ich mir meine Tagesdosis
Flauder (Mineralwasser mit Holunderblüten- und Melissenaroma aus Appenzell, schmeckt
großartig) und die täglichen Zeitungen, die NZZ und die Südostschweiz. |
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Das Abendessen gönnte ich mir im Restaurant Schwert. Das war mal nötig, etwas
gut gekochte schmeckt zur Abwechslung doch ganz gut. Auch wenn mir Essen nicht so wichtig
ist, das merkt man daran, dass ich schon gar nicht mehr weiß, was ich da eigentlich
gegessen habe. Es fing nun auch an zu regnen, das ließ mich aber relativ kalt, es war
ja angekündigt und mein Zeit ist dicht. Auf dem Rückweg zum Campingplatz ging ich im
Tourismusinfo nochmal kurz ins Internet, um für morgen und übermorgen ein Hotel in Chur
zu buchen. Die Wettervorhersage war so schlecht, dass ich nicht auf dem Rad sitzen wollte,
wenn es nicht unbedingt nötig ist. Falls es doch besser werden sollte, könnte ich ja
eine Runde drehen, z. B. über den Kunkelspass, der schon lange auf meiner Agenda steht.
Aber das ist Zukunftsmusik, zunächst legte ich mich unter dem sanften Trommeln des
Regens ins Zelt. Mein Mittelfinger schmerzte etwas stärker, in Frankfurt sollte ich
wohl schnell zum Arzt. |
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