|
Der Pass
Das Stilfser Joch ist eine der attraktivsten
Hochalpenstrassen. Und nach dem Col de l'Iseran der zweithöchste Alpenpass. Gebaut
im Jahre 1826 hat sich an der Trassierung bis heute kaum etwas geändert. Die
Südseite startet im Vintschgau, in Spondinig. Im Tal der Solda geht es bis
Gomagoi auf 1256 m. Hier beginnt die Nord-Ost-Rampe erst so richtig. Ab hier
sind die Kehren numeriert, bis zur Passhöhe sind es 48! Die Strasse verlässt
nun auch das Soldatal, es geht in das Tal des Baches Trafoi. Der Ort Trafoi
ist die letzte Siedlung vor der Passhöhe. Die Landschaft wird immer spektakulärer,
die Strasse verläuft sozusagen am Fuss des Ortler (3.905 m). Schliesslich wird
auch das Trafoier Tal verlassen, es geht nun durch karge Hochgebirgslandschaft zur
Passhöhe. Diese ist schon von der Franzenshöhe, also von 2.189 m Höhe zu erkennen.
Das bedeutet: knapp 600 Höhenmeter mit dem Ziel vor Augen. Diese 600 Höhenmeter
sind jedoch der spektakulärste Teil des ganzen Passes: Zwischen spärlich bewachsenem
Fels und Schotterhalden geht es nach oben. Bild 1 zeigt den
Blick zurück von der Passhöhe. Dort oben kann man den Blick auf den Ortler,
einen der höchsten Gipfel der Ostalpen genießen (Bild 2).
Die Passhöhe selbst ist jedoch stark verbaut, Andenkenläden, Würstchenstände und
je nach Außentemperatur auch Eisverkäufer, alle mit einer beachtlich aggressiven
Verkaufsstrategie, wechseln sich ab (Bild 3), dazu kommt ein
Hotel, eine Kapelle sowie Seilbahn und Skilifte. Doch trotz der starken Verbauung
der Passhöhe lässt sich ein Platz für ein Zelt finden (Bild 4).
Die Südostseite des Stilfser Joches beginnt in Bormio
(Bild 5), einem Wintersportort, der in einem Talkessel
oberhalb der Addaschlucht liegt. In diesen Talkessel münden drei Täler: Das
Valfurva, durch das man zum Passo Gavia gelangt, das Val Viola in Richtung Passo
di Foscagno und Livigno sowie das Tal der Adda. In dieses Tal führt die
Stelvio-Strasse hinein, sofort mit Steigungen um die 10 %. Nach wenigen Kilometern
jedoch verlässt die Passstrasse das Addatal und folgt nun in nord-östlicher
Richtung dem Valle del Braulio, zunächst in mehreren Kehren, dann am Hang
entlang steigend ehe eine Talstufe in den Blick kommt, die wiederum mit
Serpentinen bewältigt wird. Überwältigend ist allerdings zunächst der Anblick der
Talstufe von unten, man glaubt, jetzt geht es gleich in die Wand
(Bild 6). Im Rückblick (Bild 7) lassen sich
diese drei Stufen gut erkennen: Zunächst die Kehren ganz am Ende des Tals,
dann die lange Gerade am Hang entlang und schliesslich die Serpentinen, die die
steile Talstufe des Braulio überwinden. In diesem Abschnitt sind Steigungen bis
zu 12 % anzutreffen. Anschließend wird das Tal weiter, die Vegetation kärger und
die Steigung moderater (Bild 8). In 2.488 m Höhe kommt nach
knapp 15 km ab Bormio der Abzweig zum Umbrail-Pass, dessen Passhöhe nach wenigen
Metern erreicht ist. Sie markiert die Grenze zwischen der Schweiz und Italien,
der Umbrail-Pass ist mit 2508 m der höchste Schweizer Alpenpass. Zur Passhöhe des
Stilfser Jochs sind es noch 4,5 km, auf denen die letzten knapp 300 Höhenmeter
überwunden werden. Dies geschieht nochmals mit einigen Serpentinen und einer
Steigung von bis zu 12%. Im Rückblick (Bild 9) ist nochmals
der Umbrail-Pass zu erkennen (Bildmitte), von der Passhöhe nach rechts geht es
ins Schweizer Münstertal. Das Wichtigste auf der verbauten Passhöhe des Stelvio ist
natürlich nicht das nächste Tal, sondern das Passschild, immerhin das des zweithöchsten
Alpenpasses (Bild 10). |